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Slalom um „Scheißpfähle“

■ Laternen und Absperrgitter schmücken Radwege in Ottensen, lange Verwaltungswege und ein Geisterfahrer Von Heike Haarhoff

Knut Jahnke ist Geisterfahrer. Und steht dazu. Anders, sagt er, ist ein zügiges Durchqueren Ottensens unmöglich: „Immer, wenn ich mit dem Fahrrad aus der Stadt nach Hause komme, müßte ich formal die Radwege rund ums Mercado benutzen.“ Die aber sind entweder zugeparkt oder schrecken wegen hoher Bordsteine ab. Bestenfalls ein Mountain-Bike erklimmt sie mühelos. Deshalb hat sich Anwohner Jahnke schon vor langer Zeit für die Straße entschieden. Notfalls auch entgegen der Fahrtrichtung in den engen Ottenser Einbahnstraßen.

Neuerdings aber, klagt Jahnke, wollen die Radwege-Experten aus der Altonaer Tiefbauabteilung ihm ganz übel mitspielen. In der Großen Rainstraße ließen sie jüngst schmucke, rote Zweiradwege auf dem Bürgersteig verlegen. Und versäumten nicht, den Radlern eine extraordinäre Beleuchtung zukommen zu lassen: Laternen in rauhen Mengen säumen den Radweg – nicht etwa an dessen Rand, sondern so ziemlich genau in der Mitte. „Die Scheißpfähle“, wissen Radler vor Ort die Slalom-Herausforderung einfach nicht zu schätzen, „lassen uns noch knappe 50 Zentimeter Platz.“ Ein „Unding“, bestätigt das Bezirksamt. Die Laternen würden „selbstverständlich versetzt“. Aber die langen Verwaltungswege, „Sie wissen schon...“

Immerhin. Hoffnungslos verbaut hingegen ist die Zufahrt zum Radweg Julius-Leber-Straße/ Ecke Haubachstraße. Hier nämlich waren Profis am Werk. Ihnen gelang es, die Vision des fiktiven Radwegs zu verwirklichen. Der rote Pflasterstreifen jedenfalls ist, wie unser Foto dokumentiert, von der Straße her unerreichbar. Ein Verlassen desselben gilt als genauso unmöglich. So mußte der alljährliche taz-Test, die fest im Boden verankerte Eisengitter-Absperrung zu entwurzeln, auch gestern wieder scheitern. Ebenso – trotz mehrmaliger Anläufe – der Versuch, die Hürde mit dem Rad zu nehmen. Sicher ist nur: In der Julius-Leber-Straße kommt niemand vom rechten Radweg ab.

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