piwik no script img

„Spielerisch waren die Türken besser als wir“

Nottingham (dpa/taz) – Nach dem glücklichen 1:0 im ersten EM- Spiel gegen die Türkei gab sich Kroatiens Co-Trainer Otto Barić ungewohnt kleinlaut: „Wir sind nicht so stark, wie wir gemacht wurden“, runzelte der Extrainer des VfB Stuttgart die Stirn und tröstete sich mit der Erkenntnis, daß „auch die Deutschen schon schlecht in WM-Turniere gestartet und nachher Weltmeister geworden sind“. Aber was einem Team, in dem Spieler wie Davor Suker, Robert Prosinecki oder Zvonimir Boban mittun, wirklich zu denken geben sollte, ist die Aussage des inzwischen bei West Ham United tätigen Exkarlsruhers Slaven Bilić: „Spielerisch waren die Türken etwas besser als wir.“

Und der im Vorfeld der EM vor allem von den kroatischen Funktionären demonstrativ zur Schau getragene Nationalismus schien sich zum psychologischen Nachteil auszuwachsen. „Dieses erste EM- Spiel war ungemein wichtig für unsere Nation“, sagte Bilić, „vielleicht war der Druck für uns zu groß.“ Auch Cheftrainer Miroslav Blazević, der wegen der Beschimpfung eines Schiedsrichters eigentlich bis zum 31. Juli gesperrt ist und nur, weil Staatspräsident Tudjman höchstpersönlich bei der UEFA um Milde bat, sein Team coachen darf, machte „die schwere Hypothek, als Geheimfavorit gehandelt zu werden“, für die spielerische Enttäuschung verantwortlich. Während die Kroaten sich trotz des glanzlosen Auftritts mit der Tabellenführung in der Gruppe D trösten können, erkannte der türkische Torhüter Rüstü Recher, was viele schon vorher wußten: „Fußball kann manchmal verdammt ungerecht sein.“

Kroatien: Ladić - Jerkan - Bilić, Stirnac - Boban (57. Soldo) - Stanić, Prosinecki, Asanović, Jarni - Boksić (73. Vlaović), Suker (90. Pavlicić)

Zuschauer: 22.406

Tor: 0:1 Vlaović (85.)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen