piwik no script img

Erfolgreiche Hetendorf-Blockade

■ 300 AntifaschistInnen störten am Sonnabend die Anreise von RechtsextremistInnen zum Nazi-Treffen in der Nordheide

Rund 300, meist jugendliche AntifaschistInnen aus dem norddeutschen Raum haben am Samstag die Anfahrtswege der „Heten-dorfer Tagungsstätte“ (Landkreis Celle) blockiert und damit ein Treffen des „gesamten rechtsextremistischen Spektrums“ (Hamburger Verfassungsschutzbericht) empfindlich gestört. Rund zehn Fahrzeuge wurden vom Rechtskurs abgebracht und durch die Blockade zur Umkehr gezwungen.

Der harte Kern der Neonazis, Auschwitz-LügnerInnen und Rassenreinheits-PropagandistInnen war jedoch schon am Freitag abend in dem festungsartig gesicherten Tagungshaus eingetroffen. Die DemonstrantInnen zählten rund 15 Fahrzeuge auf dem Gelände. Dabei, so beobachteten sie, seien in diesem Jahr weniger die Veteranen des „Dritten Reiches“ sondern vor allem junge Nachwuchs-Nazis in Hetendorf eingekehrt.

Die Polizei, die mit „bis zu 1200 BlockiererInnen aus dem autonomen Spektrum“ gerechnet hatte, zeigte zwar mit zwei Wasserwerfern, Räumpanzern und Reiterstaffeln massive Präsenz, griff aber ansonsten kaum ein. Lediglich dem Hamburger Neonazi-Anwalt Jürgen Rieger, Hauptorganisator der alljährlich stattfindenden Heten-dorfer Tagungswoche, wurde der Weg zum Neonazi-Zentrum „freigeräumt“.

Zu einem Zwischenfall war es am Samstag morgen gegen kurz vor sechs Uhr gekommen. Mehrere maskierte Teilnehmer der Heten-dorfer Tagung hatten mit Baseballschlägern ein Auto der AntifaschistInnen angegriffen, die Türen zertrümmert und das Fahrzeug erheblich demoliert. Erst nach einem Handgemenge mit den Insassen und dem Einrücken der Polizei ließen die Rechts-Militanten von dem PKW ab. Verletzt wurde niemand.

Am Donnerstag geht es in die nächste Runde. Dann wollen Rieger & Co in nordischer Brauch-tums-Manier die „Sonnenwendfeier“ begehen, die Antifa-Gruppen wollen die geplante Kulthandlung aber empfindlich stören.

Marco Carini

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen