Kommentar (zu S. 24): Leben im Loch
■ Flüchtlinge brauchen schnelle Hilfe
38 Asylbewerber leben in einer heruntergekommenen Villa in der Schwachhauser Heerstraße 110. Die Zustände sind unzumutbar und menschenunwürdig. Das sehen selbst die Beiratsmitglieder, die Bremische und die Sozialbehörde ein. Doch helfen kann diesen Menschen niemand. Und dafür gibt es eine Reihe von guten Gründen – zumindest auf dem Papier.
1993 wollte kaum ein Vermieter an Asylbewerber vermieten. Um die Flüchtlinge nicht in Zelten unterbringen zu müssen, akzeptierten die Bremer Behörden Mietpreise, die nur den Namen „Wucher“ verdienen. Das geschah nicht zuletzt, um den ankommenden Menschen schnell und unbürokratisch zu helfen.
Was damals gut gemeint war, ist jetzt umgeschlagen. Der Vermieter kassiert, die Asylbewerber leben in einem Loch. Die Bremische versucht per Gerichtsverfahren, die Vermieter an ihre Verpflichtungen zu erinnern. Ob es gelingt, ist fragwürdig. Und wenn, ist es wahrscheinlich für die Menschen, die in diesem feuchten Gemäuer leben müssen, schon zu spät. Vielleicht erinnert ein Besuch des Gesundheitsamtes den Vermieter daran, daß man nicht nur kassieren, sondern auch investieren muß.
Und auch den Asylbewerbern muß geholfen werden – unbürokratisch, schnell und nicht nur auf dem Papier.
Kerstin Schneider
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