: Übermaler von Hakenkreuzen verurteilt - betr.: "Gericht machte kurzen Prozeß", taz vom 13.6.1996 und Hein & Fiete und die Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales - betr.: "Gebetsmühlen rasseln für Safer Sex, taz vom 13.6.1996
Betr.: Übermaler von Hakenkreuzen verurteilt, „Gericht machte kurzen Prozeß“, taz hh v. 13.6.1996
Nichts gegen den Inhalt Deines Artikels, Clemens, tatsächlich ist das Norderstedter Urteil ein Skandal und wahrscheinlich wird es auch der angeklagte Antifaschist samt Anwalt Medecke als wichtig betrachten, daß sich gegen die Verurteilung breiter Protest erhebt. Aber wie in aller Welt bist Du auf die Idee gekommen, den Mann mit vollem Namen samt Nennung seiner politischen Herkunft zu bezeichnen?
Schon mal was von Faschisten gehört? Schon mal was davon gehört, daß antifaschistische Arbeit von Zeit zu Zeit gewisse Risiken birgt? Schon mal das Gehirn benutzt?
Selbst der unkritische Teil der bürgerlichen Medien hält sich seit Jahren daran, in solchen Fällen höchstens den Vornamen des Betreffenden und höchstens noch den ersten Buchstaben des betreffenden Nachnamens abzudrucken.
Vielleicht schreibst Du bei Deinem nächsten Artikel dieser Art auch noch Adresse und Telefonnummer dazu, damit potentielle Feinde nicht erst ins Telefonbuch gucken müssen?
Stinksauer,
Olaf, Norderstedt (Name und Anschrift der Redaktion bekannt)
Anmerkung der Redaktion: Es war mit dem Anwalt von V. abgesprochen, den vollen Namen zu nennen. Wir werden dies aber in Zukunft nicht wieder tun.
Betr.: Hein & Fiete und die Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales, „Gebetsmühlen rasseln für Safer Sex“, taz hh v. 13.6.1996
Liebe Frau Faller,
ich dachte, ich hätte Ihnen verständlich machen können, wie sich die Sache mit der Unterstützung von „Hein & Fiete“ durch die BAGS verhält.
Dadurch, daß Sie „vergessen“ haben, zu erwähnen, daß die BAGS in 1996 mit immerhin 304.600 DM an Haushaltsmitteln die Arbeit von Hein & Fiete finanziert, entsteht der Eindruck, daß die BAGS insgesamt nur 13.000 DM für Präventionsarbeit in diesem Bereich ausgibt und daß Teile dieses Betrages auch noch aufgrund der Haushaltssperre zur Disposition gestellt werden. Mit keinem Wort wird erwähnt, daß die reguläre (Öffentlichkeits-)Arbeit von Hein & Fiete keineswegs gefährdet ist. Nur diejenigen Mittel, die darüber hinausgehend für zielgruppenspezifische Öffentlichkeitsarbeit verwendet werden sollen, wurden vorübergehend „eingefroren“ – wie in so vielen anderen Bereichen, die vom öffentlichen Haushalt abhängig sind. Eine – wie ich finde – erträgliche Maßnahme angesichts der Haushaltslage. Zumal Hamburg schon seit Jahren vergleichsweise viel Geld in die auf die Zielgruppe der Schwulen bezogene AIDS-Präventionsarbeit steckt: Nicht nur Hein & Fiete erhält Zuwendungen von der BAGS, sondern auch die Beratungsstelle im Magnus-Hirschfeld-Centrum (202.530.- DM in 1996), das BASIS-Projekt (426.500.- DM in 1996) oder auch die AIDS-Hilfe Hamburg (887.340.- DM in 1996) – um nur die wichtigsten Träger zu nennen.
Mit freundlichem Gruß,
Tordis Batscheider, Pressereferentin der Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales
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