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Hamburg goes Homo

■ So viele wie noch nie zum Christopher-Street-Day: 9000 Lesben und Schwule mit Hüftschwung für gleiche Rechte Von S. Mertins und M. Scholz (Fotos)

Noch nie waren sie so unübersehbar wie heute: Am Sonnabend zogen mehr als 9000 Lesben und Schwule von St. Georg durch die Mönckebergstraße zum Alsteranleger. So viele, schwärmen die Veranstalter der diesjährigen Christopher-Street-Day-Parade, waren es in Hamburg noch nie. Noch im vergangenen Jahr freute man sich über rund 3000 Parade-TeilnehmerInnen und schrieb die große Anzahl dem gleichzeitig stattfindenden Kirchentag zu.

Angeführt von den „Dykes on Bikes“ zogen dieses Mal 39 Lesben- und Schwulengruppen unter dem schlichten Motto „Feiern für gleiche Rechte“ durch die Innenstadt. Tuntiges und Ledernes, Kirchliches und Politisches: Von der Drag Queen bis zum artigen Schwuso gab's für die einkaufende und vorbeispazierende Öffentlichkeit so manchen Trick mit dem Hüftknick zugunsten der Gleichberechtigung zu bestaunen. Die Hamburger Schwusos, die sich für Schwule und Lesben zuständig fühlen, ließen Landespartei-Chef Jörg Kuhbier unter roter Fahne Flagge zeigen. Die GAL konnte gar mit Krista Sager als Schirmherrin der Gay-Parade aufwarten. „Von oben wird Lesben und Schwulen nichts geschenkt, deshalb müssen sie auch heute noch laut auf die Sraße gehen und für ihre Rechte feiern“, sagte Sager auf der Abschlußkundgebung.

Das Recht auf Heirat, ein Antidiskriminierungsgesetz, Gleichstellung und Schutz vor Gewalt waren denn auch die gängigsten Forderungen der „Gay-Pride-Parade“.

Anders als in den Vorjahren hieß es vergangenes Wochenende „Ladies first“: Um nicht als Anhängsel der Schwulen im karnevalesken Umzug in der zweiten Reihe zu stehen, führten die Lesben die Parade in diesem Jahr an. Und waren dadurch wesentlich präsenter, aber auch zahlreicher vertreten als in der lesbischwulen Vergangenheit.

Zu viel Kommerz, zu viel Mainstream, klagten trotz der massenhaft erschienenen Gay Community einige linke Gruppen. Auch die kleingeschriebenen politischen Forderungen in der sehr großen Parade würden eher an die „Love Parade“ – mit teilweise identischen Wagen und Techno-Musik – erinnern. Doch immerhin vermasselte die Gruppe „Schwule Baustelle“ mit jede Menge Frei-Sekt und dem Motto „Drink the Rich“ manchem Getränkestand das Geschäft.

Zwar nicht bei bestem Wetter, jedoch bei bester Stimmung und dem ungebrochenen Willen, der Hetero-Welt zu zeigen, was wirklich glücklich macht, zelebrierte das lesbischwule Volk sich und den Christopher-Street-Day noch bis in die frühen Abendstunden an der Alster.

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