■ Vorschlag: Lesbischen Sex feiern: Storme Webber im Pfefferberg und on tour
Weich und melodiös fließen die Worte, hypnotisierend und rhythmisch. Gesprochene Gedichte, die in Gesang übergehen, a capella. Nur die tiefe Stimme von Storme Webber. Die 36jährige Performance-Poetin trägt ein weißes, nigerianisches Gewand und die Dreadlocks zu einem Knoten hochgesteckt. Vor der Open-air-Bühne des Pfefferbergs fröstelt das Publikum auf grün gestrichenen Gartenstühlen. Später, als die zehn Frauen der surinamesischen Percussion- Gruppe Mama Kumba die Kawina-Trommeln schlagen, werden die Stühle beiseite geschoben, um zu tanzen. Es ist die erste Frauenband, die die sonst Männern vorbehaltenen Instrumente spielt. Ein Akt der Eroberung, von dem „viel Macht und Stärke“ ausgeht, sagt Storme Webber. Für Muriel, die älteste Trommlerin der drei Generationen umfassenden Band, singt sie, bevor sie das Mikrophon übergibt, eine persönliche Version von No Woman No Cry. Eine Zelebration der Schwesterlichkeit.
Ihre Gedichte schöpft Storme Webber aus dem Leben. Sie macht sich über weiße Männer lustig, die Dreadlocks tragen und sich bei Schwarzen anbiedern wollen, sie erzählt von Liebe und Gewalt in der Großstadt. Webber ist eine Frau mit vielen Identitäten: Sie ist afro-amerikanischer und indianischer Herkunft, Lesbe und stammt aus einer Unterschichtsfamilie. Die Tochter einer lesbischen Mutter und eines bisexuellen Vaters ging im Alter von elf Jahren von zu Hause weg und kam in eine Pflegefamilie. Schon als Kind schrieb sie Gedichte, saugte in ihrer Heimatstadt Seattle Rhythm & Blues auf und zog nach San Francisco, London und Amsterdam.
Ihre erotischen Gedichte veröffentlichte sie unter anderem in „Wild tales of a Half-Breed Renegade Bulldagger“ (Wilde Geschichten eines abtrünnigen Mischlings und Kessen Vaters). Sinnliche Geschichten voller Kühnheit und Lebenslust. „Ich finde, lesbischer Sex sollte gefeiert werden“, sagt Storme Webber. „Schon deshalb, weil lesbischer Sex so oft verschwiegen wird.“ Dorothee Winden
Heute, 21 Uhr, SO 36, Oranienstr. 190; 27. 6., 21 Uhr, Begine, Potsdamerstr. 139; 28. 6., 23 Uhr, Café Harlem, Rodenbergstr. 37; 4. 7., 21.30 Uhr, Unart, Oranienstr. 163; 6. 7., 21 Uhr, Schoko-Frauencafé, Mariannenstr. 6 und 7. 7., 20 Uhr, Mandingo, Mehringdamm 107
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