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Neuer Mann, alte Probleme

Es gab keine Gegenkandidaten, als das Konzil der Humboldt- Uni gestern den Frankfurter Juraprofessor Hans Meyer zum Präsidenten jener Hochschule wählte, die nach der Wende die intellektuelle Schnittstelle des vereinten Deutschland zu werden versprach. Vor vier Jahren wurde Marlis Dürkop noch mit reichlich Vorschußlorbeeren ausgestattet. Dürkop selbst warnte vor allzu hochgesteckten Erwartungen – und behielt damit recht. Die AL-Politikerin versank alsbald im bürokratischen Alltagsgeschäft der Berufungen und Kündigungen – einmal mehr siegte die Logik der professoralen Uni-Gremien, die den Visionen die Besitzstandswahrung vorziehen.

Fast alle Professuren sind inzwischen besetzt, Institute und Fakultäten nach westdeutschem Modell neu strukturiert. Für die jetzt dreißigtausend Studierenden aus Ost und West ist die Hochschule zur Werkstatt der Einheit geworden. Von einem reibungslosen Lehrbetrieb ist man aber weit entfernt. Angesichts der konzeptionslosen Sparmaßnahmen steht der Neuaufbau vor dem Scheitern. An eine Behebung der Raumnot ist auf absehbare Zeit nicht zu denken, an die dringend benötigten Neubauten für Mensa und Bibliothek erst recht nicht. Dem Rotstift fallen vor allem die vergleichsweise billigen, aber für Lehre und Forschung unverzichtbaren Hiwi- und Assistentenstellen zum Opfer. Damit wird nicht allein der Nachwuchs wegrasiert, auf solch einem sinkenden Schiff harren auch die mit üppigen Zusagen geköderten Professoren nicht mehr lange aus. Marlis Dürkop trat aus Frust und Protest über den Sparkurs nicht wieder an. Mit diesen Problemen wird sich nun der neue Präsident, der die Juristische Fakultät aufbaute, herumschlagen müssen. Ralph Bollmann

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