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Frankreich schlägt sich selbst

■ Tschechien nach einem 6:5 im Elfmeterschießen im Finale

Berlin (taz) – So tief in die Nesseln wie Aimé Jacquet hatte sich vor dieser EM eigentlich nur noch Arrigo Sacchi gesetzt. Wie beim italienischen Coach war auch im Falle des französischen Trainers klar, daß nur der Erfolg seine unpopulären Personalentscheidungen rechtfertigen könnte. Erfolg hieß aber mindestens Endspielteilnahme. „Das Halbfinale war nie unser Ziel“, sagt Marcel Desailly. Unter diesen Umständen dürfte es nach dem 0:0 im Halbfinale gegen Tschechien und dem Ausscheiden im Elfmeterschießen wenige Landsleute geben, die Jacquets Einschätzung, „diese Mannschaft hat die Franzosen für ein paar Tage stolz gemacht“, teilen.

Wie die Spanier und Portugiesen mußten die Franzosen einsehen, daß es bei einem solchen Turnier sehr verderblich ist, wenn man über keinen zielstrebigen Stürmer verfügt. Doch anders als in den 80er Jahren, als Platini die Tore für Frankreich schießen mußte, hat das Land heute Stürmer, die zu entscheidenden Einzelaktionen fähig sind und aus kleinsten Chancen Tore machen. Aber Ginola und Cantona wurden verschmäht.

Hinzu kam die vorsichtige Taktik von Jacquet, die den destruktiven Tschechen perfekt ins Konzept paßte. „Schön anzusehen war das nicht“, sprach Kadlec, der nach Fehlschuß von Pedros den entscheidenden Elfmeter verwandelte, dem gelangweilten Publikum aus dem Herzen. Doch Tschechien, das nur auf Djorkaeff aufpassen mußte, spielte exakt nach seinen Möglichkeiten, während die Franzosen weit unter den ihren blieben. So gesehen, ein durchaus verdienter Sieg der Tschechen.

Frankreich dagegen kann mit seiner spielerischen Substanz zuversichtlich der WM im eigenen Land entgegensehen – dann aber möglichst ohne Jacquet. Matti

Tschechien: Kouba - Kadlec - Hornack, Rada - Novotni, Nedved, Nemecek, Poborsky, Nemec (84. Kubik) - Smicer (46. Berger) - Drulak (70. Kotulek) Zuschauer: 43.877

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