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GSW-Debatte ein Mißverständnis?

■ Heute Koalitionsgespräch über Sanierung der Gesamtschule West

Heute nachmittag werden sich die Spitzen der großen Koalition noch einmal mit Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs zusammensetzen, um einen neuen Versuch zu unternehmen, das Thema „Gesamtschule West“ (GSW) zu klären. Für 25 Millionen könnte man das Gebäude sanieren, hatte CDU-Bausenator Bernd Schulte erklärt, und den eigentlich von der Koalition beschlossenen Abriß vermeiden – rund 70 Millionen würden Abriß plus Neubauten kosten. „Richtig falsch“ seien diese Zahlen, konterte Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs gegenüber der taz. Für 25 Millionen „kriegen Sie nicht einmal die Schadstoffe rausgekratzt“. Zudem müssen Lüftung und Fenster saniert werden, und das Innenressort hat schon vor Jahren moniert, daß die Schule eigentlich wegen grober Verstöße gegen Brandschutz-Bestimmungen geschlossen werden müßte: Brandschutztüren wie Fluchtwege fehlen.

Eine vollkommene Sanierung des alten Beton-Gebäudes würde ca. 55 Millionen kosten, hatte die Baubehörde vor der Senatsentscheidung ausgerechnet, für gut 60 Millionen würde man neue, sinnvoll strukturierte und größere Räume bekommen.

Den Vorwurf Schultes, die Bildungsbehörde habe die Zahlen vor der Senatsentscheidung nicht genau aufgeschlüsselt, weist Kahrs derweil zurück: Nicht das Bil-dungsressort, sondern die Baubehörde ist für Kostenberechnungen und Kalkulation zuständig.

Hintergrund der neuen Diskussion ist für Kahrs eine ganz andere Frage: Die BerufsschülerInnen der Bäcker und Konditoren, die einen Teil des alten GSW-Gebäudekomplexes nutzen, müssen nach einem Ultimatum des Hauptgesundheitsamtes definitiv zum 1.8.1996 aus ihren Räumen raus – und die Bildungsbehörde hat für sie bis heute noch keine Ersatzräume. Nur um zu klären, ob es zumutbar sei, daß diese Berufsschüler die Räume nicht doch nochsech Monate übergangsweise nutzen könnten, hatte es eine fachgerechte Nachmessung der Schadstoffe in der Raumluft gegeben. Die grundlegende Untersuchung des Sanierungsbedarfs kann die Raumluft-Messung in keinem Fall in Frage stellen, sagt die Senatorin – und sollte es auch nicht.

Ob diese Argumente der Bildungssenatorin den Bausenator Schulte heute überzeugen? „Ich hoffe das“, meinte Bringfriede Kahrs vor dem Gespräch.

Nach den Lehrern der Gesamtschule West (vgl. taz 29.6.) und den Grünen haben sich nun auch die SPD-StadtteilpolitikerInnen zu Wort gemeldet. „Daß Politiker der CDU das Sommerloch dazu benutzen wollen, um das Projekt GSW sowie den Bau eines Sek-I-Zentrums in Oslebshausen zu zerreden“, stellen die SPD-Politiker fest, „werden wir nicht zulassen.“ K.W.

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