: Die verschmähte Erbin
■ Von der Lady Marian zur Schreckensmegäre: Olivia de Havilland, die mit Abenteuerfilmen anfing und im Horrorgenre endete, wird heute 80 Jahre alt
Auf der Suche nach einem Foto von Olivia de Havilland trifft man im „Guiness-Buch der Rekorde“ auf die Sparte „der Film mit der größten Anzahl lebender Tiere“. De Havilland war nämlich eine von der Horrormeute Verfolgte in „Der tödliche Schwarm“ von 1978, in dem 22 Millionen Bienen zum Einsatz kamen.
Auch wenn der Film selbst als „tödlicher Schmarren“ im Zuge der allgemeinen Killertierwelle der 70er Jahre zu den Akten gelegt worden ist, bezeichnet er doch den Bogen in de Havillands Karriere: Von Lady Marian in Michael Curtiz' Robin-Hood-Verfilmung (1938) über das Melodram („Vom Winde verweht“, 1939) bis zur düsteren Psychostudie mit Doppelgänger- und anderen Schauermotiven (als Zwilling in Robert Siodmaks „The Dark Mirror“, 1946) oder als dubiose Cousine im Geisterhaus mit Bette Davis („Hush...Hush, Sweet Charlotte“, Robert Aldrich, 1964) – der Weg ging langsam aber stetig von der zarten, aufopferungsvollen jungen Frau zur Schreckensmegäre. Daß das eine mitunter im andern angelegt ist, enthüllte auch de Havillands 1962 veröffentlichte Autobiographie „Every Frenchman Has One“.
De Havilland wurde als Tochter englischer Akademiker am 1.Juli 1916 in Tokio (!) geboren. Sie war die ältere Schwester der Schauspielerin Joan Fontaine und hatte eine fast klösterliche Schulbildung hinter sich, als sie von Max Reinhardts Talent Scouts bei einer Produktion „Alice in Wonderland“ entdeckt wurde. Er engagierte sie für seine Produktion vom „Mittsommernachtstraum“. Ihren besten Auftritt hatte sie – da gibt es gar keinen Zweifel – als hoffnungsfrohe und dann bitter enttäuschte Erbin in William Wylers „The Heiress“, in der sie vergebens einen süßen, aber windigen Montgomery Clift anschwärmte. Für diese Rolle bekam sie 1949 ihren zweiten Oscar. mn
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