„Eine Stadt der vielen Orte“

■ Neue Senatsbaudirektorin Barbara Jakubeit vorgestellt

Eine der prominentesten Stellen der Berliner Verwaltung ist wieder besetzt. Gestern stellte Bausenator Jürgen Klemann (CDU) die neue Senatsbaudirektorin Barbara Jakubeit vor. Das Amt war seit dem Weggang ihres Vorgängers Hans Stimmann in die Stadtentwicklungsverwaltung vakant gewesen.

Jakubeit, die bereits von 1990 bis 1994 als Präsidentin der Bundesbaudirektion tätig war, wird ihre Arbeit Anfang August im Range einer Staatssekretärin aufnehmen. Ihr Vertrag ist bis zum 31. Januar des Jahres 2000 befristet. Dem Land Berlin, betonte Klemann, würden mit der Besetzung des Amtes keinerlei Versorgungsverpflichtungen nach Beendigung des Vertrags entstehen.

Bei ihrer gestrigen Vorstellung betonte die Architektin, die zuletzt als Professorin an der TH Darmstadt gelehrt hatte, daß sie die Politik ihres Vorgängers, den historischen Bestand der Stadt als primär zu betrachten, fortsetzen werde. „Wenn ich dafür gescholten werde, werde ich das aushalten müssen“, sagte sie. Zunächst müsse sie sich aber noch in ihr Amt einarbeiten. Zu Bauvorhaben wie etwa dem Victoria-Areal wollte sie noch keine Stellung beziehen.

Jakubeit, die sich 1994 vehement dagegen gewehrt hatte, von der damaligen Bundesbauministerin Schwaetzer für die Wasserschäden am Schürmann-Bau verantwortlich gemacht zu werden, betonte, daß Berlin „eine Stadt der vielen Orte“ sei, deren jeweiliger Charakter weiterentwickelt werden müsse. Bausenator Klemann erklärte, angesichts der großen Gestaltungsaufgaben sei die Wiederbesetzung des Amtes dringend erforderlich gewesen. Dabei gehe es aber nicht darum, einen „obersten Geschmackspapst zu küren“. Berlin brauche vielmehr eine Baudirektorin, die die städtebauliche und architektonische Entwicklung in Berlin fördere und sich der Baukultur verpflichtet fühle.

Zum gegenwärtigen Streit um das historische Stadtbild in der Friedrichsstadt sagte Barbara Jakubeit, daß man sich nicht auf Fassadenarchitektur beschränken dürfe. Das gelte auch für die Gestaltung der Spreeinsel. Hier könne man allerdings durchaus ein Gebäude bauen, daß in seinem Maßstab der Dimension des Stadtschlosses nicht nachstehe. Uwe Rada