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In Kamerun tagt der Afrika-Staatengipfel der OAU

Kameruns Hauptstadt Yaoundé wird ab heute für eine Woche die Hauptstadt der afrikanischen Diplomatie. Bis Samstag tagt dort die Außenministerkonferenz der „Organisation für Afrikanische Einheit“ (OAU), von Sonntag bis Dienstag findet der jährliche OAU-Staatengipfel statt. Kameruns Präsident Paul Biya wird bei dieser Gelegenheit vermutlich die jährlich wechselnde OAU-Präsidentschaft übernehmen. Für Biya ist das ein weiterer Schritt zu internationaler Respektabilität, nachdem er durch seinen umstrittenen Sieg bei der weithin als gefälscht beurteilten Präsidentschaftswahl von 1992 ins Zwielicht geraten war. Vorherige Schritte zu diplomatischer Anerkennung waren der Beitritt Kameruns zum Commonwealth im November 1995 und der Papstbesuch sechs Wochen davor gewesen.

Der OAU-Gipfel findet in einer Zeit innenpolitischer Spannungen statt. Am 21. Januar hatten Kommunalwahlen stattgefunden, die der zuständige Minister Gilbert Adze Tsongui als „die ersten freien und fairen Wahlen“ Kameruns bezeichnet hatte. Tatsächlich aber waren sie von Unregelmäßigkeiten begleitet, da in zahlreichen Gemeinden die wichtigste Oppositionspartei „Sozialdemokratische Front“ (SDF) aus Formgründen von der Wahl ausgeschlossen worden war. Dennoch gewannen Oppositionelle in acht der zehn größten Städte Kameruns. Die Regierung reagierte darauf, indem sie in mehreren Städten – darunter die Wirtschaftsmetropole Duala – eigene Bürgermeister anstelle der gewählten Politiker einsetzte, woraufhin es zu Unruhen kam.

Im März kündigte die SDF an, Yaoundé während des OAU- Gipfels mit einem Generalstreik lahmzulegen. Die Regierung begann daraufhin, prominente SDF-Funktionäre zu verhaften, und Soldaten riegelten die Universität von Yaoundé ab, die als Oppositionshochburg gilt. Die SDF sagte ihre Proteste erst auf Zuraten von Diplomaten aus Deutschland und den USA ab, die als der Opposition zugeneigt gelten. Offiziell begründete SDF- Chef John Fru Ndi sein Einlenken mit geplanten Provokationen der Regierung: Sie wolle, sagte er, „einen der zum Gipfeltreffen angereisten Staatschefs entführen, um dies der Opposition in die Schuhe zu schieben“. Wahr daran ist, daß die Regierung ihre Truppenstationierungen in Yaoundé damit begründet hat, man müsse eine Wiederholung von Vorfällen wie beim letzten OAU-Gipfel in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba verhindern. Damals war der ägyptische Präsident Hosni Mubarak knapp einem Mordanschlag entronnen. D.J.

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