Unterm Strich

Der aus China stammende amerikanische Architekt I. M. Pei soll den Erweiterungsbau für das Deutsche Historische Museum in Berlin im Zeughaus Unter den Linden bauen. Angeblich soll Helmut Kohl die Sache eingefädelt haben – in der Richtung jedenfalls äußerte sich Museumsdirektor Christoph Stölzl, der in einer Presseerklärung seinen Dank aussprach, daß für den Entwurf des Gebäudes für Wechselausstellungen „einer der größten Architekten der Gegenwart“ gewonnen werden konnte. „Dies ist ein außerordentlicher Glücksfall nicht nur für die deutsche Museumswelt, sondern auch für die Gestaltung der Hauptstadt“, so Stölzl. Das Umfeld des Bauplatzes zwischen den beiden Schinkel-Bauten Neue Wache und Altes Museum spiele eine Schlüsselrolle für die Wiederbelebung urbanen Lebens im Herzen von Berlin. Die architektonische Hitliste I. M. Peis, den Stölzl einen „Weltmeister der Architektur“ nannte: Erweiterungsbau der National Gallery in Washington (1968–78), Glaspyramide zum Louvre (1983–89), Büroturm der Bank of China in Hongkong (1982–90), außerdem das kürzlich eingeweihte Rock'n'Roll-Museum in Cleveland/Ohio.

Im Nachrichtenwesen muß es doch so was wie morphogenetische Felder geben: Gestern auf diesen Seiten „Auch Häuser wollen handeln“ (über Filmbauten), heute „I. M.“ Pei, und schon geht es weiter mit Architektionellem. 10.000 Architekten aus aller Welt beraten sich zur Zeit in Barcelona darüber, wie die Architektur den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts begegnen soll (König Juan Carlos hat sich dortselbst für mehr „Menschenfreundlichkeit“ ausgesprochen), eine Ausstellung von Architekturstudenten der brandenburgischen Universität Cottbus setzt sich mit dem Thema „22 + x – Das hohe Haus, seine Geschichte, Kultur und Ökonomie“ (vom Turmbau zu Babel bis zum Commerzbank-Riesen in Frankfurt/M.) auseinander, und die Galerie Eva Poll, Berlin, deren Werbeschrift uns gerade entgegenflattert, zeigt Bilder des in Daun/Eifel geborenen Künstlers Franziskus Wendels: „Ihn interessiert die pulsierende Stadt, die Hektik, der Verkehr, das nächtliche Lichtermeer, das er in einem Geflecht aus Linien, Punkten und Flecken auf die Leinwand bannt“ – na, ist das nichts? Gestorben ist im Alter von 84 Jahren Bernard Zehrfuss, der das Unesco-Gebäude in Paris entworfen hat, während Philip Johnson, das Enfant terrible der amerikanischen Literatur, am kommenden Montag 90 wird.

„Gräberfeld“ heißt das Beuys-Werk, das es zur Dauerleihgabe für den Deutschen Bundestag geschafft hat (das Werk ist allerdings keramisch und fettfrei). Auf Betreiben Rita Süssmuths wird es ab Herbst in den parlamentarischen Skulpturenpark (Henry Moore und so) integriert, der Vertrag mit dem Sammler van der Grinten ist bereits unterschrieben.