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Schwarz-grünes Unterallgäu

■ Kurz vor einem Bürgerentscheid lassen sich bayerische Grüne von der CSU eine Zeitungsanzeige bezahlen

Mindelheim (taz) – In Bayern gehen die Grünen unerwartete Bündnisse ein – zumindest im Landkreis Unterallgäu. Dort ließen sie sich unlängst von der CSU eine Zeitungsanzeige finanzieren. Der Anlaß für die Anzeige: In einem ersten Bürgerentscheid sollten die Unterallgäuer in der vergangenen Woche darüber abstimmen, ob in ihrem Landkreis eine zentrale Bioabfallverwertungsanlage errichtet wird oder, wie es eine Bürgerinitiative forderte, mehrere dezentrale Anlagen. Die Bürger entschieden sich für die zentrale Anlage. Zum Leidwesen der Bürgerinitiative hatten sich vor der Wahl sowohl CSU als auch die Grünen vehement für die zentrale Biomüllanlage ausgesprochen. „Bei nicht einmal dreitausend Tonnen Biomüll trägt sich nun mal nur eine Anlage“, meinte etwa der grüne Kreisrat Ernst Merkle.

Ähnlich argumentierte auch der durch die Amigo-Affäre bekanntgewordene CSU-Landrat Hermann Haisch, der kurz vor der Abstimmung eine großflächige Anzeige in der Lokalzeitung schaltete. In genau der gleichen Aufmachung erschien eine nahezu identische Anzeige von den Grünen, darauf großflächig das Konterfei des grünen Kreisrats Merkle.

Diese Anzeige, so erklärt Merkle, habe der Landkreis bezahlt. Immerhin sei der Antrag für eine zentrale Anlage von ihm gestellt worden. Er habe sich nichts dabei gedacht, als Haisch bei ihm angerufen habe und nachfragte, ob er in der Lokalzeitung eine entsprechende Anzeige mit seinem Foto schalten dürfe, rechtfertigt sich Merkle. Die Angelegenheit habe er nicht mit dem grünen Kreisverband abgesprochen, er nehme sie auf seine Kappe.

Doch auf den voreiligen Grünen werden wohl noch andere Diskussionen zukommen. Der CSU- Kreisgeschäftsführer in Mindelheim, Martin Kistler, bestätigte gestern, daß nicht der Landkreis, sondern die CSU des Kreises die Grünen-Anzeige bezahlt habe: „Da gibt es eine entsprechende Absprache zwischen Landrat Haisch und Herrn Merkle.“ Ernst Merkle dementiert das. Hinnehmen will er das Finanzbündnis mit der CSU nun plötzlich nicht mehr. „Wir zahlen die Anzeige selbst“, erklärte er gestern. Klaus Wittmann

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