■ Filmstarts à la carte
: Auf dem falschen Familienfoto

Aus gegebenem Anlaß möchten wir Ihnen heute ausnahmsweise in einer einzigen Kolumne nur zwei Filme vorstellen, die heute in dieser unserer Stadt – im Rest der Republik später – anlaufen werden. Steve Martin nämlich bleibt das liebenswerteste Schlitzohr des amerikanischen Kinos. Die eigene Hochzeit zum wiederholten Male verpassen und die verhinderte Braut mit einer Partie Rommé trösten – das kann nicht jeder. In der Neuauflage einer populären Fernsehserie aus den fünfziger Jahren hat Martin als Sergeant Bilko mit Ausnahme seines Liebeslebens alles fest im Griff – insbesondere den Amüsierbetrieb im abgelegenen Fort Baker, wo er eigentlich einer Einheit vorsteht, die für die Reparatur des Fahrzeugparks zuständig ist. Unter Bilkos Leitung ähnelt die Werkstatt jedoch eher einer Mischung aus Wettbüro und Casino. Das Geschäft floriert so lange, bis ein Vorgesetzter, dessen einstige Strafversetzung in die Arktis auf Bilkos Konto geht, zur Inspektion anreist.

Buster-Keaton-würdig ist es, wenn dieses Casino blitzschnell anläßlich einer Inspektion wieder in eine Werkstatt zurückverwandelt werden muß. Man muß sich die Stuben einer anderen Einheit „ausleihen“, weil die eigene Bude gerade für die „Play-offs“ einer Rollhockeymeisterschaft benötigt wird. In der folgenden Hektik kann ein weißer Soldat dann leider nur Familienfotos mit schwarzen „Verwandten“ vorweisen. Ein hünenhafter Schwarzer muß hingegen glaubhaft versichern, ein Spind voller Frauenwäsche gehöre ihm.

Höhepunkt: Während sich Bilko beim „Manöver“ in Las Vegas bemüht, einem Spielautomaten Geld zu entlocken, versuchen der Inspekteur und seine Helfer, den Code von Bilkos Computer zu knacken, um ihm die Veruntreuung von Geldern nachzuweisen. Wer am Ende am Nordpol landet, steht dabei selbstverständlich außer Frage. Immerhin bleibt uns das Klischee von den Chaoten, die sich trotzdem als gute Soldaten erweisen, erspart.

Mit genau dieser unersprießlichen Moral wartet hingegen die U-Boot-Film-Parodie Down Periscope auf. Hier muß sich nämlich der Kommandant eines Schrott-U-Boots zunächst mit einer Mannschaft ausgesuchter Nieten herumplagen. Doch am Ende hat sich die unsympathische Chaotentruppe in schwieriger Mission bewährt und bekommt als Dank ein funkelnagelneues Atom-U-Boot zugewiesen.

Außerdem beweist der Film, dessen deutscher Titel Mission: Rohr frei an einen mißglückten Slogan für Abflußreiniger denken läßt, einmal mehr, daß die Parodie die unsympathischste Form des Genrekinos ist, da sie dem Publikum eine Vorleistung abverlangt: Wer die veralberten Genreklassiker wie etwa „Hunt for Red October“ kennt, steht dumm da.

Und warum es immer mehr US-Komödien komisch finden, wenn alle Protagonisten pointenlos hysterisch aufeinander einreden, sollte man sich an dieser Stelle vielleicht auch einmal fragen. Ob sich die populären US- Serienstars Kelsey Grammer und Lauren Holly mit dieser öden Klamotte einen Gefallen getan haben, mag bezweifelt werden. Lars Penning

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