: Männeraktivitäten
■ betr.: „Am Ende einen Tritt in den Arsch“ (Frauenhaus Kassel), taz vom 4. 7. 96
Schon der Untertitel: „Denn das feministische Projekt ist nicht mehr erwünscht“ sagt eigentlich alles. Genaugenommen zwei Dinge: Erstens ein feministisches Projekt ist erfolgreich, und daraus ergibt sich zweitens, daß es für die „Gegner“ des Feminismus ein Dorn im Auge ist.
Oder anders ausgedrückt: Selbst in den Neunzigern, in denen engagierter Feminismus nicht mehr zeitgemäß scheint, ist er wichtig, denn er kann etwas erreichen. Solange das so ist und man weiterhin (erfolgreich?) versucht, jede noch so selbstverständliche emanzipatorische Aktivität zu unterdrücken, solange ist jedes feministische Projekt, jede Aktion, jede Haltung nötig und unterstützenswert.
Aber dies soll kein Aufruf an alle Frauen in Kassel sein. Auch nicht an alle Frauen in der Bundesrepublik. Vielmehr ist es ein Aufruf an alle Menschen dieses Landes (und auch anderswo). Frauen und Männer. Denn „es muß aufgeräumt werden mit der absurden Vorstellung des Dualismus der Geschlechter oder daß Mann und Frau Vertreter zweier feindlicher Lager seien“. (Emma Goldmann) Eine Gleichberechtigung der Geschlechter ist nur dann möglich, wenn sie von beiden anerkannt und gewollt ist. Ein Fakt, der den wenigsten Männern auch nur annähernd bewußt scheint. Oder wo bleiben die positiven Aktivitäten von männlicher Seite zum Thema Emanzipation? Thomas Baehr, Kirchlengern
Lieber Thomas, ich fürchte, auf andere „positive Aktivitäten von männlicher Seite“ müssen wir noch etwas warten (siehe unten). d. sin.
Die Entscheidung, radikalfeministisch ausgerichtete Frauenhäuser und andere Einrichtungen dieser Art zu schließen, ist nur zu begrüßen. Dabei geht es nicht darum, Schutzräume für mißhandelte Frauen aufzulösen, sondern darum, die aufgeheizte Stimmung, die von den sie betreibenden Feministinnen verbreitet wird, zu deeskalieren. Die These, daß Gewalt allein von Männern ausgeht, trifft nicht zu. Sie ist vorhanden, wird ausgeübt und ist zu verurteilen. Bei all der Hysterie, die um dieses Thema entfacht wurde, wurde vergessen, daß die Gewalt, die von Frauen ausgeht, manchmal andere Formen annimmt, aber mindestens genauso schreckliche Folgen hat.
So verlieren beispielsweise zirka 35.000 Kinder jährlich ihre Väter, weil die Mütter mit den Kindern gegen den Willen der Väter Kindesentziehungen durchführen, weil sie in vielen Fällen meinen, „sich verwirklichen“ zu müssen. Zirka 6.000 Mütter hängen den Vätern ihrer Kinder sexuelle Mißbrauchsvorwürfe an, weil sie damit den Kindern den Vater am leichtesten entziehen können. Ein Großteil der Mütter verweigert nach Trennung und Scheidung den Kindern den Umgang mit ihren Vätern. Aufgerüstet für diese nur als Beispiel genannten Gewaltakte, denn sie sind zerstörend für die Kinder und deren Väter, werden sie dabei häufig von radikalfeministischen Gruppen, die auch die autonomen Frauenhäuser betreiben. Resultat ist ein erbarmungsloser Scheidungskrieg, der sich vor allem gegen die Kinder und deren Väter wendet. Hier ist es von seiten des Staates schon lange notwendig, daß diesem Treiben Einhalt geboten wird. Es kann nicht angehen, daß diese Apartheidspolitik, die jede menschliche Bindung zerstört, auch noch öffentlich sowohl finanziell wie ideell gefördert wird. [...] Nur gut, daß es inzwischen wenigstens PaPPa.com als Väterseite im Internet gibt. Horst Schmeil, Berlin
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