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Frankreichs Armee zieht aus Deutschland ab

■ Folge der Militärreform in Frankreich: Nur noch 3.000 Soldaten bleiben im Südwesten stationiert. Landesregierungen hoffen auf Hilfe durch Bund und EU

Paris/Bonn (AFP) – Frankreich will nach mehr als einem halben Jahrhundert bis Ende 1999 fast alle Soldaten aus Deutschland abziehen. Wie Verteidigungsminister Charles Millon gestern in Paris mitteilte, werden im Rahmen einer radikalen Militärreform insgesamt elf Regimenter in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und im Saarland aufgelöst. Künftig sollen nur noch 3.000 Mann in der Bundesrepublik stationiert bleiben. Die Bundesregierung äußerte sich zurückhaltend zu der Entscheidung. Bonn habe sich „mit Nachdruck“ dafür eingesetzt, daß eine möglichst große Zahl von französischen Soldaten in Deutschland bleibe, erklärte Regierungssprecher Peter Hausmann. Der Truppenabzug gehört zur Militärreform von Staatspräsident Jacques Chirac. Bis zum Jahr 2002 soll Frankreich eine reine Berufsarmee mit nur noch 350.000 Mann haben.

Nach dem Fall der Mauer wurden bereits 30.000 Soldaten zurückgeholt, so daß derzeit noch etwa 18.000 französische Soldaten in der Bundesrepublik stationiert sind. Chiracs Militärreform mit der allmählichen Abschaffung der Wehrpflicht wird auch in Frankreich zahlreiche Garnisonsstädte vor Probleme stellen. Dort werden insgesamt 27 Regimenter aufgelöst. Außerdem sollen innerhalb der nächsten drei Jahre drei Stützpunkte der Luftwaffe geschlossen werden. Für Ausgleichsmaßnahmen stehen insgesamt knapp drei Milliarden Franc (etwa 900 Millionen Mark) bereit.

In Deutschland werden von den Abzugsplänen die beiden größten Garnisonsstädte Trier und Baden- Baden besonders hart betroffen sein. In Baden-Baden hat bislang auch das größte französische Kontingent für das Eurokorps seinen Sitz. Die französische Truppenstärke am Eurokorps soll aber unverändert bleiben, indem dem multinationalen Verband andere Einheiten untergeordnet werden. Ausgenommen von den Schließungsplänen bleibt die deutsch- französische Brigade mit Standorten in Müllheim bei Freiburg, Donaueschingen und Immendingen sowie Saarburg in der Pfalz. Der Truppenabzug soll 1997 und 1999 in zwei Schritten erfolgen.

In Rheinland-Pfalz werden neben Trier auch die Standorte Landau, Speyer und Wittlich dichtgemacht. In Baden-Württemberg werden auch Regimenter in Bühl, Achern, Rastatt, Stetten, Offenburg, Villingen, Breisach sowie Pforzheim aufgelöst. Im Saarland ziehen die Franzosen aus dem Standort St. Wendel ab. Die Landesregierungen hoffen jetzt auf Unterstützung durch den Bund und durch die Europäische Union, um in strukturschwachen Regionen die Verluste bei Kaufkraft und Arbeitsplätzen auszugleichen.

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