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Millionendeal um Mülltourismus

Gutes Geschäft: Flensburger Müll soll auf die Abfalldeponie Schönberg  ■ Von Marco Carini

Mülldeponie Schönberg und kein Ende: Seit neuestem beschäftigt ein ökologisch fragwürdiger Millionendeal das Kieler Umweltministerium und die PolitikerInnen im Kreis Schleswig-Flensburg. Dort befindet sich – direkt an der dänischen Grenze – das sogenannte Siebrestezwischenlager Harrislee 2 – eine provisorische Deponie, auf die zwischen 1991 und 1994 rund 170.000 Tonnen Hausmüll und hausmüllartige Gewerbeabfälle aus dem Umland gekarrt wurden. Da die Betriebsgenehmigung für die Kippe im Herbst 1998 ausläuft, machte sich der Kreistag auf die Suche nach einer neuen Ablagefläche für den Müll – und fand dabei Europas größte Sondermülldeponie in Schönberg.

Doch der geplante Abfalltransport, der den Gehührenzahler rund 35 Millionen Mark kosten wird, ist für die Kreistags-Grünen ein „ökologischer und ökonomischer Wahnwitz“. Statt 6400 müllgefüllte LKW auf der Reise nach Schönberg eine Million Liter Treibstoff verbrauchen zu lassen, sollte das Zwischenlager Harrislee lieber in eine richtige Deponie umgewandelt werden. Die Bodenabdeckung des Interimslagers, mit der ein Einsickern von durch die Abfälle kontaminiertem Regenwasser ins Erdreich verhindert werden soll, entspräche bereits „den aktuellen technischen Standards“.

Für wenige Millionen Mark könnte die Interims-Halde in eine Dauer-Kippe auf hohem Umweltschutz-Niveau umgewandelt werden. Mit dem eingesparten Geld in zweistelliger Millionenhöhe sollte dann eine benachbarte Deponie saniert werden, die mangels vernünftiger Abdichtung im Verdacht steht, das Grundwasser zu verseuchen.

Doch hinter dem millionenteuren Mülltransport stecken nach Ansicht der Grünen handfeste wirtschaftliche Interessen. Denn der Energiekonzern Preussenelektra ist über Sub- und Töchterunternehmen sowohl an der Abfallwirtschaftsgemeinschaft des Kreises Schleswig-Flensburg (ASF) wie auch an der „Deponie Management GmbH“ beteiligt, die die Schönberger Müllhalde betreibt. Der umweltpolitische Sprecher der Kreistagsgrünen, Manuel Ockert, wittert deshalb „Unregelmäßigkeiten“ bei der Auftragsvergabe.

Das europaweite Ausschreibungsverfahren sei für die Schönberg-Variante maßgeschneidert gewesen. Aufgrund kurzer Fristen hätten „aufwendigere Verwertungs-Konzepte keine Chancen“ gehabt. Die Flensburger Umweltausschußvorsitzende Frauke Tenger hingegen betont, die Vergabepraxis sei „völlig korrekt“ gelaufen.

Daß es überhaupt zum Mülltourismus kommen soll, auch daran hat die ASF fleißig mitgedreht. Im Auftrag des Landkreises errechnete sie, daß ein Umbau des Harrisleer Zwischenlagers zur Deponie teurer sei als der Abtransport nach Schönberg. Dabei errechnete der Firmenverbund für den Ankauf der knapp sechs Hektar großen Ackerfläche, auf der sich das Zwischenlager befindet, einen Schätzpreis von über 10 Millionen Mark. „170 Mark pro Quadratmeter kostet hier nicht mal ein Baugrundstück in guter Wohnlage“, zweifelt der Grünen-Sprecher Ockert die ASF-Berechnungen an.

Die letzte Entscheidung darüber, ob die Abfälle von Harrislee nach Schönberg gekarrt werden, ist dem neuen Kieler Umweltminister Rainder Steenblock vorbehalten. Für den grünen Politiker eine seiner ersten Bewährungsproben.

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