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Viel Theorie auf die Ohren

■ Arte-Thema „Sounds – Die Welt im Ohr“, ab 21.45 Uhr

Die zwei wichtigsten Nachrichten gleich vorneweg. Erstens: Ein Hobby-Lärmforscher hat herausgefunden, daß es in den ländlichen Gebieten der DDR seit der Wende signifikant lauter geworden ist. Zweitens: Designer sorgen nicht mehr nur für hübsche Outfits, sondern gestalten auch Klangrestaurants, in denen man im Dunkeln speist, und Indoor-Golfbahnen mit Originalsound.

Wer hatte sie noch nicht, die dröhnende Ahnung, daß das Hören, „verglichen mit dem Sehsinn in der Gesellschaft, nur eine vernachlässigte Rolle einnimmt“? Da mußte sich mal jemand drum kümmern. Und so haben die ZDF-Autoren Sabine Bubeck und Christoph Potting allerlei Essays, Kurzfilme, ein Porträt und einen Dokumentarfilm zusammengestellt. Woraus ein etwas faseriger Bild/ Klangteppich geworden ist.

Statt Dezibelterror oder Schmuseschmalz gibt's von Autor Theo Roos sogleich Theorie auf die Ohren: Soundbites vom Posaunisten Albert Mangelsdorf und Schriftsteller Matthias Altenburg und Elfriede Jelinek. Die empfiehlt Mißtrauen gegen suggestive Klänge, und Altenburg warnt vor dem Schenkelklatschen, das für ihn vor dem „Türkenklatschen“ kommt.

Mehr von den Bildern als von typischen Geräuschen leben die drei Kurzporträts von Gerd Conradt: Ein Motortuner, eine Hebamme sowie eine Frau, die per „Phonebox“ einen Ehemann sucht. Was eindrucksvoll tönt: Da dringen die Stimmen der nicht besonders helle wirkenden Heiratskandidaten aus dem Hörer der Frau, die der Mailbox am anderen Ende immer wieder den gleichen Befehl gibt: „Vor. Vor. Vor.“

Einem „akustischen Spaziergang“ kommt der Film „Ohrenzeugen“ von Manfred Waffender schon näher. Er zeigt einen Zen- Mönch auf der Suche nach der „absoluten Stille“ und einen elitären Geräuschekünstler: „Wer nie mit dem Knie gehört hat, versteht meine Arbeit nicht.“ Auch das Sorgentelefon der „Deutschen Tinnitus-Liga“ (Ohrenrauschen) wird abgehört: „Wir wünschen Ihnen viel Stille in Ihren Ohren.“

Nach Karin Malwitz' Film „Sinn Los“, dem preisgekrönten Porträt eines blinden und tauben Masseurs, folgt der „Step Across The Border“: Nicolas Humbert und Werner Penzel sind dem legendären britischen Gitarristen Fred Frith auf einer Tournee gefolgt und haben seine schwer experimentelle Musik in schwarzweiße Bilder umgesetzt. Hans-Hermann Kotte

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