: Kein Geld vom Revier
■ Gambier will auf der Davidwache von Zivilfahndern mißhandelt worden sein
Es war Freitag abend, die Nacht lag vor ihm, das Portemonnaie war leer. Ansumana J. ging zum Geldautomaten auf der Reeperbahn. Doch statt in der Disco landete der Mann aus Gambia in Handschellen auf der Davidwache. Zwei Zivilbeamte brachten ihn dorthin. Verdacht des Scheckbetruges, lautet der Vorwurf – den er selbst nie zu hören bekam. Seine Fragen nach dem Grund für die Festnahme wurden auf dem Revier mit der Androhung eines Arrestes beantwortet.
Gestern beschwerte sich Ansumana J. in einem Brief an Innensenator Hartmuth Wrocklage und die Polizeidirektion Mitte über die „demütigende und brutale Behandlung“. Nach Aussagen ihres Sprechers Udo Herbst war es für die Polizei ein „ganz normaler Vorgang“. Mehrmals habe der Afrikaner vergeblich seine Scheckkarte in den Automaten gesteckt, Geld habe er keines bekommen. Zwei Zivilfahnder hätten wegen seines „hysterischen Verhaltens“ seine Identität nicht feststellen können, also sei er zur Wache gebracht worden. Ganz normal.
Ansumana J. sieht die Normalität woanders: Allein aufgrund der Tatsache, daß er Afrikaner sei, habe ihn die Polizei „wie einen Kriminellen behandelt und in aller Öffentlichkeit in Handschellen über die Straße gezerrt“. Noch vor dem Geldautomaten, beteuert er, habe er seinen Ausweis nach kurzer Diskussion vorgezeigt. Im polizeilichen Vermerk über den Vorfall ist die Paßkontrolle nicht einmal erwähnt.
Schwerer als seine Identifizierung gestaltet sich die der beiden Zivilbeamten. Kurz nach seiner Freilassung ging Ansumana J. mit seiner deutschen Ehefrau erneut zur Davidwache. Sie verlangten eine Erklärung – vergeblich. Wegen der Dunkelheit sei für die Zivilbeamten nicht zu erkennen gewesen, ob der Mann auf dem Ausweis mit Ansumana J. übereinstimmte, erklärte der diensthabende Polizeiobermeister lediglich. Auch die Dienstnummer der Zivis bekam das Ehepaar nicht genannt.
Die nämlich, so die verblüffende Antwort, gehörten der Davidwache nicht an, das Revier kenne somit die Nummer der Polizisten nicht.
Elke Spanner
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