: Italien bietet Asyl für Embryonen
■ SPD-Abgeordnete will Eizellen als Mahnmal erhalten
Rom/Bonn (dpa/AP/taz) – Die geplante Vernichtung von über 3.000 tiefgefrorenen Embryonen in Großbritannien hat europaweite Proteste ausgelöst. Eine italienische Vereinigung hat den befruchteten Eizellen „Asyl“ angeboten und sich bereit erklärt, für die weitere Konservierung aufzukommen. „Dies wäre einer der schlimmsten Völkermorde in der Geschichte der Menschheit“, sagte ein Sprecher der medizinischen Gesellschaft „Artemisia“ in Rom.
In Großbritannien sollen morgen 3.300 befruchtete menschliche Eizellen aufgetaut und vernichtet werden. Sie sind bei der künstlichen Befruchtung von Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch übrig geblieben. Die Vernichtung dieser Embryonen lehnte auch die SPD- Europaabgeordnete Evelyne Gebhardt ab: „Embryos sind kein Sondermüll und können so nicht behandelt werden“, sagte sie gestern in Bonn. Zudem seien die Nebenwirkungen der künstlichen Befruchtung zu groß und die Erfolgschancen mit 20 Prozent zu gering. Als Arzneimittel wäre diese Technologie gar nicht zugelassen worden. Gebhardt schlug vor, die Embryonen in Großbritannien eingefroren zu lassen und „als Mahnmal“ zu behandeln. Nach britischem Gesetz müssen die zusätzlich befruchteten Eizellen nach fünfjähriger Lagerung vernichtet werden, falls niemand Anspruch erhebt. In Deutschland ist das Einfrieren von Embryonen verboten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen