: 3.300 tote Embryos
■ Britische Ärzte tauen fristgemäß tiefgekühlte befruchtete Eizellen auf
London/Bonn (AFP) — Begleitet von massiven Protesten hat gestern in Großbritannien die Zerstörung von rund 3.300 tiefgefrorenen Embryonen begonnen. Die etwa 30 betroffenen Kliniken hätten die ersten befruchteten Eizellen aufgetaut, nachdem die Lagerzeit nicht offiziell verlängert worden sei, sagte Professor Ian Craft, der Leiter des Londoner Zentrums für Gynäkologie und künstliche Befruchtung. In seiner Klinik seien am frühen Morgen rund 200 Embryonen vernichtet worden. Nach britischem Recht müssen künstlich befruchtete Eizellen nach fünf Jahren zerstört werden, wenn die Spender einer längeren Lagerung nicht ausdrücklich zustimmen.
„Wir haben noch in der Nacht einen Anruf einer Frau aus den USA erhalten, die im Fernsehsender CNN gehört hatte, daß die Embryonen heute zerstört werden sollen. Quasi in letzter Minute hat sie uns gebeten, ihre im Reagenzglas befruchtete Eizelle weiter aufzubewahren“, berichtete Peter Brinsden, der Leiter der Bourn-Hall- Klinik in Cambridge, wo das erste Retortenbaby der Welt entstand. Er habe daraufhin seine Mitarbeiter angewiesen, die Post am Morgen ganz genau durchzuschauen, ob nicht noch weitere Anträge eingegangen seien. Erst dann seien die ersten von insgesamt 900 Embryonen in seinem Haus vernichtet worden. Allein in seiner Klinik seien Embryonen eingelagert, deren Spender über sechzig Länder weltweit verstreut lebten, sagte Brinsden.
Problematisch sei, daß viele Samen von anonymen Spendern stammten. Einer weiteren Lagerung müssen nach britischem Recht aber beide „Elternteile“ zustimmen. Das Gesetz schließt auch Adoptionen ohne eine solche Einwilligung aus. Geschieht dies nicht, werden die aus vier bis acht Zellen bestehenden, fast stecknadelgroßen Embryonen, die bei minus 196 Grad gelagert werden, aufgetaut, mit Alkohol oder Wasser übergossen und schließlich verbrannt.
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