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Ungerechte Massenfestnahme -betr.: "Sehr viel Polizei für ganz wenig Chaos", taz vom 5.8.96

Betr.: „Sehr viel Polizei für ganz wenig Chaos“, taz vom 5.8.

Es ist Samstag nacht, 2 Uhr. Ich und zwei Freunde gehen zum Eck. Behelmte „Space-Polizisten“ stehen in Reihe vor dem „Eisen“. Bis jetzt noch kein Krawall, nur viele Punks und andere merkwürdige Leute. Wir gehen zu unseren Freunden in einen Vorgarten, dort, wo wir immer stehen. Niemand von unseren Leuten (20-30 Stück, fast alles harmlose HipHopper und sonstige friedliche Leute) hat sich auch nur im geringsten an Aktionen wie Steinewerfen usw. beteiligt. Die Space-Polizisten verziehen sich in die Bernhardstraße. Steine, Flaschen und Böller fliegen ihnen hinterher. 2-3 Punks oder Autonome kommen zu uns in den Vorgarten, werfen von dort ein paar Böller. 30 Sekunden später stürmen die Beamten den Vorgarten, alle müssen sich auf die Straße knien und werden eingekesselt. Darunter viele Minderjährige, Mädchen und auch Leute, die nur aus der „Eule“ rausgekommen sind.

Der Rest läßt sich kurzfassen: Zum Revier Steintor, Personalien, Durchsuchung, Sicherstellung des Tascheninhalts, Massenzelle (35 Leute, 8-10 qm), 4 Stunden Haft, Transport in Gefängnistransportern zur Kaserne Vahr, Herausgabe des beschlagnahmten Krimskrams: frei. 8 Uhr morgens. Eine so dermaßen unberechtigte Massenfestnahme habe ich noch nie erlebt.

Christian Clawien, 18 Jahre, Schüler

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