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Jeux sans frontières

■ betr.: „Zwischen Kopffick und Kettensägenmassaker“, taz vom 15.8. 96

Angenehme Überraschung: ein spannender und verständiger Bericht über Claire Garouttes Buchprojekt „Matter of Trust“. So ungewöhnlich, wie Eure Kritikerin Petra Welzel glaubt, ist das „sadomasochistische Liebesleben einer lesbischen Beziehung“ allerdings nicht.

Und wir S/Mer hätten unser Coming-out bisher noch nicht gehabt? Ich weiß ja nicht. Vielen in der Szene hängen die Quoten-Sado-Masos zwischen „Vera am Mittag“ und Cosmopolitan inzwischen eher zum Halse raus.

Falls es die taz noch nicht bemerkt haben sollte: Die S/M-Szene hat in Deutschland wie anderswo seit bald fünf Jahren ihr immer stärkeres Coming-out. Es gibt S/M-Zeitungen und -Zeitschriften, es gibt S/M-Sendungen im „Offenen Kanal“, es gibt Läden und Cafés für die Szene, und so viele öffentliche Feten und halböffentliche Folterkeller im Lande, daß für intensive Pistengänger längst Terminplanung angesagt ist. Es gibt sogar schon einen Reisführer für die Szene.

Da werden alle politisch Korrekten („Gewalt!“), alle amtlichen Sittenwächter („Gewaltpornos!“) und alle selbsternannten Sittenwächter nichts mehr daran ändern können: Es gibt SadomasochistInnen unter Heteros, unter Lesben, unter Schwulen, unter Bisexuellen [...] Tom Rohwer, Arbeitsgemein-

schaft S/M & Öffentlichkeit,

Redaktion S/M-Depesche,

Neumünster

Liebesspiele sind das also, was diese lesbischen Frauen sich natürlich freiwillig zur Steigerung der sexuellen Lust, der Erlebnisfähigkeit antun. Da werden Körper benutzt, durchstochen und zerschnitten, Menschen zur „Sklavin“, zum Objekt degradiert. Und das alles ist natürlich in keinster Weise pervers, ist vielmehr ein höchst kreatives, inszeniertes Spiel, die hohe Kunst des Sadomasochismus.

Macht, Unterwerfung und Erniedrigung in so geballter Form finden statt, daß man(n) sich nur schwer vorstellen kann, daß es sich bei den derlei Praktizierenden nicht um kranke Menschen handelt. [...] Steckt wirklich keine Ideologie dahinter, wenn Menschen Menschen als ihr „Eigentum“ betrachten, auch wenn es Frauen unter sich sind, die so denken und sich so artikulieren?

Mensch sollte Sadomasochismus selbstverständlich tolerieren. Es ist jedoch weder Vorurteil noch Diskriminierung, wenn mensch gleichzeitig feststellt, daß Sadomasochismus Folge und Ausdruck eines seelischen Leidens ist. Uwe Tünnermann, Lemgo

(Bemerkenswert finde ich an dieser Stelle, daß sich zu diesem Thema auf der Frauenseite nur Männer äußern ... – d. S.)

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