: Millionenbürgschaft für DSR-Senator-Reederei
■ 60 Millionen neue Risiken für das Land
Bremen wird die angeschlagene Reederei DSR-Senator Lines (DSEN) mit Hilfen von mehr als 50 Millionen Mark in Form von Bürgschaften und Freihaltegarantien über Wasser halten. Die Bürgschaftsausschüsse haben am Freitag sogenannte Verpflichtungsermächtigungen in Höhe von fast 60 Mio. Mark zu Lasten künftiger Haushalte beschlossen, um die DSEN als guten Hafenkunden und Arbeitgeber für 400 Menschen in Deutschland zu retten.
Bescheiden nehmen sich dagegen die 2,5 Millionen aus, mit denen die Koalitionsabgeordneten am Freitag die direkte Bürgschaftssumme zugunsten der landeseigenen DSEN-Gesellschafterin HIBEG auf 12,5 Millionen Mark aufgestockt haben. Außerdem wird die HIBEG von diversen Risken in Höhe von 49,25 Millionen Mark freigehalten.
Diese könnten bei einer geplanten Kapitalaufstockung für DSEN sowie einer kurzfristigen Übernahme einer DSEN-Tochterfirma anfallen. Die zweite Gesellschafterin, die Deutsche Seereederei (DSR) Rostock, übernimmt den gleichen Finanzierungsanteil wie die HIBEG. Von HIBEG und DSEN war gestern keine Stellungnahme zu erhalten.
Ende 1995 hatte die HIBEG die Reederei vom Vulkan-Verbund übernommen. Die Hamburger Hapag Lloyd hatte sich mehrfach massiv über die Subventionen für ihren Wettbewerber beklagt und Konsequenzen für ihr Engagement in Bremen angedroht.
Ziel der Staatshilfe ist es laut Senatsvorlage, das Engagement der HIBEG 1997 beenden zu können und den Anteil von 45 Prozent zu verkaufen. Die Grünen hatten sich enthalten, weil sie das Ziel „Ausstieg der HIBEG“ zwar gutheißen, die Übernahme der Risiken durch das Land aber ablehnen.
Ein Konzept der Unternehmensberater von Roland Berger sieht einen Finanzbedarf von 100 Millionen Mark vor, um die DSEN durch Expansion bis 1998 aus den roten Zahlen zu führen. Davon soll ein neuer Partner die Hälfte aufbringen. Je 25 Millionen sollen DSR und HIBEG nachlegen.
Wie es aus Reederkreisen hieß, ist die Bereitschaft zum Einstieg in eine defizitäre Gesellschaft jedoch begrenzt. DSEN operiere sehr viel mit gecharterten Schiffen. Zur Zeit seien die Charterraten jedoch hoch und die Frachtraten niedrig, schlecht also für die DSEN. Die Reederei hatte für 1995 laut Senatsvorlage einen Verlust von 58,1 Millionen Mark ausgewiesen.
Kurzfristig müssen auch Liquiditätslöcher gestopft werden. Dazu kaufen HIBEG und DSR für je 36,75 Mio. Mark die DSEN-Tochter Ships & Equipment, die die konzerneigenen Schiffe und Container besitzt. Falls weniger als benötigt aus Schiffsverkäufen hereinkommt, ist Bremen nach dem gestrigen Beschluß mit bis zu 24,25 Millionen im Risiko.
Für die Bremischen Häfen ist DSEN aber ein unverzichtbarer Kunde. Gemeinsam mit zwei koreanischen Partnern betreibt DSEN als TRICON-Dienst zweimal wöchentlich einen „Round-the-world“- Linienverkehr für Containerschiffe. 130.000 Container, Tendenz steigend, wurden nach Angaben der Bremer-Lagerhaus-Gesellschaft (BLG) für Tricon in Bremerhaven umgeschlagen. jof
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