Kommentar: Billiger Witz
■ Janknecht-Rückzug ist zu wenig
Nun hat der massive Protest gegen die Durchsuchungen der letzten Woche doch noch eine Konsequenz gehabt. Die JournalistenkollegInnen sind nicht mehr auf Generalstaatsanwalt Hans Janknecht angewiesen, wenn sie offizielle Informationen aus der Justiz bekommen wollen. Die Pressestelle ist er vorerst los. Gut so. Das war fällig. Niemand, der die legendäre Pressekonferenz von Janknecht und Scherf am letzten Freitag erlebt hat, hatte sich vorstellen können, weiter mit dem Generalstaatsanwalt zusammenzuarbeiten.
Also: Janknecht ist aus der Schußlinie gezogen worden, der Senat hat seinen Chef mäßig kritisiert, heute debattiert die Bürgerschaft – viele Anzeichen, daß nun wieder Ruhe einkehren wird. Dabei gibt es dazu genauso wenig Grund wie in der letzten Woche. Gemessen an der Durchsuchungsentscheidung, die Janknecht trotz aller juristischer Gegenargumente immer noch verteidigt; gemessen daran, daß die Staatsanwaltschaft ihre Planungen nicht an die Spitze des Justizressorts weitergemeldet hat, was sie hätte tun müssen; gemessen daran, daß der Justizsenator seine Staatsanwaltschaft weiter gewähren läßt, wie sie gerade lustig ist – gemessen an alldem ist die Abberufung Janknechts von der Justizpressestelle ein billiger Witz. Daß der Mann es sich mit der Presse verdorben hat, das wäre notfalls zu verkraften. Daß der Mann ein unkontrolliertes Sicherheitsrisiko ist, daraus müßten Konsequenzen gezogen werden. Jochen Grabler
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