: Das Auto erhitzt die Gemüter
■ betr: Leserbrief in der taz vom 22.8. 96 zum Kommentar „Eine Frage der Akzeptanz“, taz vom 14.8. 96
Herr Paulus vom Verein zur Förderung der Solarenergie in Verkehr und Sport hat in einem Leserbrief meinen Kommentar vom 14.8. 96 bemängelt. Nun gut – die Fahrzeugstatistik wird von uns wie auch die Solarauto-Szene mit zureichender Aufmerksamkeit verfolgt. Zwar trifft es zu, daß die Neuzulassungen in Umfang und Struktur zyklische Schwankungen aufweisen, im Fahrzeugbestand wie auch beim tatsächlichen Betrieb der Pkw-Flotte gehen aber durchschnittliche Motorleistung, Hubraum, Höchstgeschwindigkeit und Fahrzeuggewicht erstaunlich gleichmäßig nach oben. Wir haben bislang keinen Grund, hier eine signifikante Änderung anzunehmen.
Weitgehend vergessen kann man jedoch die von Paulus herausgestellte „World Solar Challenge“: Wie die Sparwettbewerbe von Mercedes und Shell, die bereits vor 15 Jahren zur Demonstration von Verbrauchswerten um 0,1 Liter/100 km geführt haben, haben die Solarauto-Wettbewerbe bestenfalls Marketing-, kaum jedoch Marktbedeutung.
Ökologisch verhältnismäßig unbedenklich wäre diese Veranstaltung, würden die Teilnehmer auch in ihren Spaßautos, oder auch mittels eines anderen Solarantriebs, nach Australien anreisen. Da allerdings davon nicht auszugehen ist, könnte man empfehlen, daß die hochmögenden „Studenten von mehr als 70 Universitäten“ zusammen mit ihrem Spielzeug in Australien bleiben: In unseren Breiten sind Fahrzeuge ohnehin typischerweise nicht alltagstauglich, und außerdem würde man sich wenigstens den Rücktransport von Fahrern und Gerät ersparen.
Um es noch einmal ganz deutlich zu sagen: Es ist auf längere Sicht wenig hilfreich, Teile des Fahrrad- und Busverkehrs durch überkandidelte Solarautos zu ersetzen, wichtig wäre dagegen, den ganz normalen Autos schon mittelfristig die Hälfte ihres Durstes abzugewöhnen. Dr. Karl Otto Schallaböck, Gladbeck
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