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Der taz-Sommerroman: "Dumm gelaufen" - Teil 41

Aber Afram wies das Ohr zurück. Afram zog sich diese Hosen hoch und dann einen Bleistift aus dem Ärmel. „Es kann nur einen geben, ich werde dich in den Wind schreiben!“

Afram öffnete ein Fenster, und der Wind trat ein. Er legte sich vor der Bleistiftspitze Aframs nieder. Der Zensor zückte einen Kugelschreiber. Seine Hand war sein Papier. So krummbeinten sie von Angesicht zu Angesicht. Auge um Auge. Wahn um Wahn. Schreiben – oder abgeschrieben werden.

Afram war einsam, aber schneller. In wenigen Sekunden schrieb Afram seinen ersten Satz auf: „Natürlich wehrte sich Zensor gegen das Abschreiben seiner Person. Er zielte mit seinem Kugelschreiber über die Hand. Aber seine Mine gab keine Tinte von sich!“

„Mein Kuli ist leer!“ fluchte Zensor im gleichen Augenblick. Mit diesem Vorteil konnte Afram Zensor weiter in die Ecke schreiben. Er setzte seine Niederschrift fort: „Zensor machte einen Satz. Afram dachte einen Satz. Er schrieb Zensor eine Reise zu, an die Blumenriviera, an die Côte d'Azur, in ein fremdes Land. Aber Zensor wollte in St. Georg bleiben. Zensor schrieb sich dem Bleistift entgegen. Er wollte in diese Geschichte nicht einsteigen. Aber der Bleistift schrieb Zensor zurück!“

Bei seinem letzten verzweifelten Satz trieb Zensor seinen Bauch in den Bleistift von Afram. Afram zog den Bleistift aus der Wunde. Zensor ging das Blut aus. Er hatte keine Zeit mehr für das letzte Wort. Zensor starb. Es würde keine Leiche geben. Keine Spuren. Keinen Mord. Das gezielte Schreiben von Afram machte diese Umstände möglich.

Aframs Erinnerung tötete Zensor auf der Stelle. Er hob seinen Bleistift vom Boden auf und war jetzt endlich bereit, den Bullen einen Tip zu geben. Und Zensor!? Zensor lebte wieder und weiter in San Bartolomeo, einem fernen Aufenthaltsort am Meer. Hinter ihm lag eine lange Reise in einem Drei-Sterne-Reisebus voller landschaftlicher Reize, von den schneebedeckten Alpen bis hin zu den heiteren Provinzen des Südens am Mittelmeer.

Dazu gab es die berühmten Erzeugnisse aus Keller und Küche, die ihm wohl alle Wünsche erfüllten. Zensor starrte aus einem Zimmer auf die sonnigste Stelle der Bucht Diano Marina direkt an Meer und Promenade, in einer sehr ruhigen Lage. Sein Einzelzimmer für 268,- mit DU/WC und Telefon bot ihm zudem sämtlichen Komfort. Und er genoß die gemütlichen Aufenthaltsräume, die Bar, die Dachterrasse, den Lift und den privaten Bade-strand des Hotels Stella Marie. Nach dem einmaligen Frühstück nahm er teil an einer Ausflugsfahrt in das Casino von Monaco. Nur eine dunkle Wolke begleitete Zensor auf dieser Leserreise. Afram hatte wohl vergessen, ihm noch die DM 1.119 für die Sonnenzeit zuzuschreiben. Etcetara, etcetabla.

(... und morgen folgt der letzte Teil)

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