Löchriger Schiffsrumpf zu verkaufen

■ Vulkan: Costa-Rohbau schwimmt nicht, muß aber aus dem Dock / Werft hat kein Personal

Die Costa-Schiffe bringen dem Vulkan nicht nur satte Verluste. Jetzt droht die Costa 2 abzusaufen und die Werft mit in den Strudel zu ziehen. Denn entgegen aller Beteuerungen: Der Pott schwimmt nicht. Dabei will Konkursverwalter Jobst Wellensiek den 300 Meter langen Rohbau loswerden, um Geld einzunehmen und das Dock freizumachen. Das muß auch spätestens in sechs Wochen passiert sein, damit die beiden Containerschiffe 110 und 111 – der Strohhalm, an den sich der Vulkan klammert – überhaupt weitergebaut werden können. Aber ob das gelingt, das ist mehr als fragwürdig, denn: Der Vulkan hat keine Leute, um die Costa schwimmfähig zu machen. Unterdessen pokert Wellensiek mit mehreren Interessenten um den 100 Millionen Mark teuren Rohbau.

Die „Costa Olympia“ ist noch lange nicht fit für eine Seereise in eine andere Werft. „Wir haben große Löcher im Rumpf offengelassen für größere Einbauten“, sagt Produktionsleiter Heinrich Tamm. Nach seinen Angaben brauchen die Vulkanesen mindestens vier Wochen, damit die Costa wenigstens am werfteigenen Pier festmachen könnte, ohne in der Weser unterzugehen. Wenn der Rohbau übers offene Meer geschleppt werden soll, sind noch weitergehende Arbeiten nötig. Tamm: „Wir brauchen jetzt eine Entscheidung darüber, was wir alles einbauen sollen, auch wenn der Käufer noch nicht feststeht.“

Zu allem Überfluß hat der Vulkan auch noch ein akutes Kapazitätsproblem: Die 450 Arbeiter, die zur Zeit von der Beschäftigungsgesellschaft Mypegasus ausgeliehen sind, werden für den Bau der beiden Containerschiffe gebraucht. „Wir werden neue Leute von Mypegasus anfordern müssen“, sagt Tamm. Wer aber für vier Wochen die Costa-Löcher gestopft hätte, dürfte nach den Mypegasus-Regeln nie mehr auf die Werft zurücckehren. Es scheint zweifelhaft, ob sich viele Ex-Vulkanesen für ein solches Kommando hergeben.

Auch die Bremerhavener Schichau-Seebeck-Werft, die den vorderen Teil der Costa 2 baut, hat unter Konkursbedingungen keine überzähligen Leute auf ihrer Lohnliste, die sie mal eben nach Vegesack schicken könnte. Und eine Fremdfirma anzuheuern, während die eigenen Leute bei „Kurzarbeit null“ zu Hause sitzen, finden viele auf der Werft geradezu absurd.

Wellensieks Partner Thomas Oberle will die laufenden Kaufverhandlungen offenbar nicht torpedieren. Von den Nöten auf der Werft will er nichts gehört haben: „Die Costa 2 ist schwimmfähig gemacht worden“, beteuert der Anwalt. Und: „Ich kann mir nicht vorstellen, daß wir keine Leute kriegen“. Verständlich aus seiner Sicht. Schließlich soll auch der Reeder Nicola Costa noch Interesse an dem einmal bestellten Schiff haben, und der Kaufpreis soll dem Vernehmen nach noch über 100 Millionen Mark gehievt werden.

Im Rumpf der Costa stecken schließlich erhebliche Werte. Die Maschine ist schon eingebaut. Doch eine Reise über See ist noch undenkbar. „So wie das Schiff jetzt ist, versichert Ihnen das doch keiner“, sagt ein Kenner der Materie.

Eine Verzögerung beim Bau der Containerschiffe kann sich der Vulkan aber auch nicht leisten. Die Marketingabteilung müht sich, die Reeder von der Zuverlässigkeit der Werft zu überzeugen und die acht vor dem Konkurs kontraktierten Containerschiff-Aufträge zum Weltmarktpreis von 70 Millionen Mark zu retten. Rechtzeitige Lieferung ist da Pflicht. jof