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Zeit des Defätismus

■ Schlußlichter ohne Kampfgeist

Man mag es kaum glauben, daß am Wochenende gerade mal der fünfte Bundesliga- Spieltag absolviert wurde – zumindest wenn man die Äußerungen aus den Reihen jener Teams hört, die es derzeit ans Tabellenende verschlagen hat.

Wo sonst bis zum letzten Atemzug Durchhalteparolen gebrüllt werden und der Trainer noch nach Saisonende kaum wahrhaben will, daß es mit dem Klassenerhalt leider nichts geworden ist, grassieren nunmehr schon im Frühstadium veritable Abstiegsphantasien. „Wenn wir weiter mit so wenig Mumm nach vorne spielen, ist der Klassenerhalt nicht zu schaffen“, drohte Bielefelds Torhüter Uli Stein nach dem 0:1 bei den Münchner Bayern. Auch Duisburgs Coach Friedhelm Funkel fürchtet bereits jetzt, den Anschluß in der Tabelle zu verlieren – vermutlich, weil er es nicht anders kennt. Die Fans mögen schon gar nicht mehr hinschauen. Nur 11.000 Einheimische kamen zum deprimierenden 0:1 gegen Schalke – und werden wohl das nächste Mal zu Hause bleiben.

Besonders prekär ist die Lage bei Freiburg und St. Pauli, jenen Klubs, die seit Jahren das Banner der Entrechteten und Erniedrigten hochhielten und trotzig die Illusion nährten, daß Fußball auch Spaß machen kann, wenn man kein Geld hat. Nun sieht es so aus, als sollten am Ende doch jene kühlen Fußball-Technokraten wie Uli Hoeneß recht behalten, die diesem Traum schon seit Jahren ein jähes Ende voraussagten.

Aus dem Freiburger Dreisamstadion, der Hochburg der guten Laune, wurden „Absteiger, Absteiger“-Rufe sowie vereinzelte Pfiffe gemeldet, und anstatt eines kreativen und kollektiven Aufbäumens gegen die Niederlage erkannte der verletzte Kapitän Andreas Zeyer beim 1:2 gegen Fortuna Düsseldorf nur „Kuddelmuddel und ein Mischmasch“.

Auch am Millerntor fällt es den Fans zunehmend schwerer, ihren legendären Frohsinn zu bewahren, während ihr Team derart tapsig den Gegenspielern zu Leibe rückt, daß sogar Werder Bremen den Eindruck bekommt, eine großartige Mannschaft zu sein. Der Abstieg scheint fast schon beschlossen, und Präsident Heinz Weisener scheut sich derweil nicht, eine geradezu konterrevolutionäre Erkenntnis preiszugeben: „Dieses Spiel hat auch gezeigt, daß Geld eine große Rolle spielt. Wir gehören zu den armen Minderheiten.“ Resignatives Lamento statt kämpferischen Trotzes: kläglicher kann man nicht vor dem eigenen Mythos kapitulieren.

Es ist höchste Zeit, solchem Defätismus ein Ende zu bereiten und mit erhobenem Kopf und geballter Faust in die Zukunft zu schauen. 29 Spieltage stehen noch aus, und für jeden Sieg gibt es drei Punkte. Ein paar tröstliche Zähler sollten da auch für arme Minderheiten noch übrig sein. Matti

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