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Münch bei Abzockern

■ Ehemaliger Ministerpräsident steigt bei dubioser Geldanlagefirma ein

Hamburg/Frankfurt/M. (AP) – Der ehemalige Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt Werner Münch übernimmt nach Angaben des Nachrichtenmagazins Spiegel einen Managerposten bei einer „dubiosen Geldanlagefirma“ in Hannover. Das Magazin berichtete am Samstag, Münch wolle am 1. Oktober als Vorstandsmitglied bei der ECM European Casino Management AG antreten. Laut Spiegel bestätigte Münch, daß er den Vertrag „in Kürze unterschreiben“ werde.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete am Samstag, Münch habe „einen Fünfjahresvertrag mit einer in Gründung befindlichen Aktiengesellschaft unterzeichnet, deren Zweck der Erwerb von Beteiligungen an staatlich konzessionierten Spielbanken sei“.

Eine ursprünglich für ihn vorgesehene Tätigkeit bei der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO), für die er in Montevideo ein Entwicklungshilfeprojekt leiten sollte, wird Münch den Veröffentlichungen zufolge nicht antreten. Der im April unterzeichnete Arbeitsvertrag mit der ILO sei als Versorgungsposten für den 1993 zurückgetretenen Politiker kritisiert worden, schrieb die FAZ.

Der Spiegel berichtete, Münchs neuer Arbeitgeber ECM werbe auf dem grauen Kapitalmarkt mit einer Rendite von 38 Prozent und stehe bei Anlegerschützern in Verruf. Der Finanzexperte Volker Pietsch von der Berliner Verbraucherzentrale habe erklärt, eine Anlage in ECM-Aktien sei „hochgradig gefährlich“, und das Branchenblatt Gerlach-Report erblicke in ECM „eine neue gefährliche Abzockermacht“.

Münch und sein seinerzeitiger Sozialminister Werner Schreiber waren letzte Woche vom Landgericht Magdeburg vom Vorwurf des Betrugs freigesprochen worden. Dennoch verlangt das Land weiter die Rückerstattung von 834.000 Mark zuviel gezahlter Bezüge.

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