Wahrheit-Klub: Wie weiter?

30. September – Was für ein Tag! Die Redaktion der Wahrheit hat ihre angekündigte Pressekonferenz abgehalten. Schon Stunden zuvor lösten die zahllosen Praktikanten von CNN, Zeit, Spiegel, Freitag etc. ein Verkehrschaos auf der Kochstraße aus. „Am 5. Oktober gründen wir um 12 Uhr mittags auf der Frankfurter Buchmesse den Wahrheit-Klub“, verkündeten Barbara Häusler und Carola Rönneburg zum Auftakt, „zuvor aber möchten wir Ihnen einige Hintergrundinformationen über die Kulturgeschichte der Klubgründung geben, unter besonderer Berücksichtung des Mittelalters.“

31. September – Mit der überraschend melodiösen Klubhymne ist die Pressekonferenz abgeschlossen worden. Der Zeichner Tom durfte nicht mitsingen, „weil er den Mund voll hatte“, so Redakteurin Rönneburg. Der Künstler, der inzwischen die Vorderseite des Klubmitgliedsausweises gestaltet hat, kaute noch an den Resten seines Rückseitenentwurfs. Die Chefredaktion ist froh, wieder ihre Räume beziehen zu dürfen, verlangt aber die vorherige Entfernung des Vertreters der Bäckerblume.

1. Oktober – Die Stimmung in der Redaktion ist schlecht. Da ist nicht nur die heutige Schlagzeile der taz („Deutsche Brötchen im Aufwind“) oder der idiotische Kommentar zum Nacktbackverbot – vielmehr fragen sich die Kollegen, warum sie jetzt auch noch einen Fragebogen ausfüllen sollen. Daß man nur so Mitglied im Wahrheit-Klub werden kann, halten viele für eine Zumutung. Außerdem, so die einhellige Meinung, wird das Trio den Termin für die Klubgründung kaum halten können: Noch immer diskutieren Frau Häusler, Frau Rönneburg und Herr Tom die Satzung. Und wie der aus Brüssel eingeflogene Berater in Satzungsfragen bezahlt werden soll, weiß auch keiner.

2. Oktober – Es ist ein Skandal. Angeblich sollte heute morgen die Rückseite des Klubausweises präsentiert werden, „in wunderbaren Farben und passend zur Vorderseite“, so Zeichner Tom. Nun aber behauptet die Wahrheit, das Motiv sei „durch einen Unfall vernichtet“ worden: Der „Vorstand“ – also entweder eine der beiden Damen oder der saubere Strichmännchenexperte selbst – habe die Rückseite versehentlich falsch herum in die Klubmitgiedsaushülle eingeschweißt, mit dem Bild nach innen. Irgend etwas stimmt da nicht, und langsam verliert die taz-Restredaktion die Geduld...