Da wird „irgendwie gemauert“

■ Nutzungskonzept für Kaserne am Knabeweg droht zu scheitern Von Heike Haarhoff

Das ehemalige Landpflegeheim am Osdorfer Knabeweg, ein Kasernengebäude aus dem vergangenen Jahrhundert mit riesigem Festsaal und einer Gesamtnutzfläche von 1700 Quadratmetern auf zwei Etagen, droht allmählich zu verrotten. Seit die letzten Asylbewerber das Haus Ende 1993 verließen, steht es leer – unbewacht, ungesichert. Und das, obwohl sich niemand diesen Verfall wünscht: Gewünscht wurde vielmehr ein Nutzungs- und Finanzierungskonzept für den Erhalt, das der beauftragte alternative Sanierungsträger Stattbau vor fünf Monaten auch präsentierte. Doch jetzt könnte das gesamte Projekt, so Stattbau-Geschäftsführer Tobias Behrens gestern, an einer Frage der Finanzierung scheitern.

Stadtentwicklungs- und Kulturbehörde waren zunächst von den Vorschlägen begeistert: Im Mittelteil des Gebäudes sollte ein Künstlerhaus mit 50 bis 80 Quadratmeter großen Wohnateliers entstehen, mit dem Verein „Ateliers für die Kunst“ als Träger. Im rechten und linken Flügel sind ein generationsübergreifendes Wohnprojekt sowie Wohnungen für Lehrlinge der „Autonomen Jugendwerkstätten“ geplant. Insgesamt Platz für 50 Personen.

Alles schien in Butter: Das Amt für Denkmalschutz beantragte Schutz für das Landpflegeheim, das gleichzeitig in die Liste der Alternativen Baubetreuungsprojekte (ABB) aufgenommen wurde. Das bedeutet: Die Träger der Wohnprojekte verpflichten sich, 15 Prozent der Bau- bzw. Sanierungskosten (insgesamt 3,4 Millionen Mark) in Eigenleistung zu erbringen. Für die Finanzierung der Künstler-Gewerberäume, die von der ABB-Finanzierung ausgeschlossen sind, fand sich ein Mäzen.

„Unser Nutzungskonzept verwirklicht das von der Stadt eingeforderte ,public private partner–ship'“, so Tobias Behrens. Um so erstaunter ist er, daß nun „irgendwie gemauert“ wird. Behrens sieht drei Gründe, weshalb die Gelder nicht fließen: „Das Projekt liegt nicht im richtigen Stadtteil.“ Seit Anfang des Jahres sollen ABB-Mittel auf „Pilotprojekte zur Armutsbekämpfung“ konzentriert werden. Osdorf gehört nicht dazu. „Möglich“, so Behrens, „ist auch, daß die Steb die von uns benötigten zwei Millionen zugunsten der Hafenstraße zurückhält.“ Und drittens vermutet der Geschäftsführer, „daß das Projekt einfach irgendwem nicht paßt.“ So habe sich die Steb ohne Wissen der Stattbau an die Baubehörde gewandt, um alternative Finanzierungsmöglichkeiten zu erörtern. Nachfragen bei Senator Mirow seien nicht beantwortet worden.

Hierüber ist Steb-Sprecher Bernd Meyer äußerst verwundert. Behrens habe von der Finanzierungs-Prüfung durch die Baubehörde gewußt. „Erst am 23. März hat er ein Gespräch mit dem Amtsleiter für Stadterneuerung geführt.“ Beschlossen wurde dabei, so Meyer, die Unterredung in der zweiten Maihälfte fortzusetzen. Aus gutem Grund: Erst am 11. Mai beratschlagt die Steb mit den Hamburger Stadtbezirken über die Vergabe der ABB-Mittel an konkrete Projekte.