■ Kommentar: Schluß damit
Schwerer Rüffel für die Betonfraktion im Hamburger Strafvollzug. Körperkontrollen von BesucherInnen bei einem Knastbesuch sind verfassungswidrig. Sagt Prof. Müller-Dietz. Eine Aussage, die kaum zu überraschen vermag.
Niemand bestreitet, daß es in Hamburgs Gefängnissen Drogenprobleme gibt. Gefangene berichten, daß man jegliche Art von Rauschgift auch im Knast erwerben kann. Die illegalen Wege, auf denen die Drogen in den Knast kommen, sind vielfältig. Sie werden über die Mauer geworfen, bei Ausgängen hereingeschmuggelt, von Lieferanten unter den Brötchen oder in der Wäsche eingeschleust oder sogar direkt von Justizbediensteten zur Aufbesserung ihrer Budgets hereingebracht.
Doch die geballte Macht der Repressalien richtet sich vornehmlich gegen BesucherInnen. Ohne konkrete Hinweise werden Frauen von Gefangenen genötigt, sich zu entkleiden; der Verdacht eines Verdachts reicht aus, um Willkür Tür und Tor zu öffnen. Wollte man einem Häftling eins auswischen, konnte kurzerhand der Entkleidungszwang angeordnet – wie zum Beispiel im November bei der Freundin des Santa-Fu-Insassenvertreters Armin Hockauf.
Das Gutachten ist noch nicht einmal in der Justizbehörde beraten worden, da wird bereits aus dem Strafvollzugsamt hinter den Kulissen abgewiegelt. Man habe halt eine andere Rechtsauslegung, ist zu hören. Daher ist es jetzt die Aufgabe von Justizsenator Klaus Hardrath, gegen den Widerstand des Strafvollzugsapparats durchzugreifen. Mit dem Rechtsbruch muß Schluß gemacht werden.
Kai von Appen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen