piwik no script img

Mit Cardoso gegen die Filiale

Dem HSV gelang gegen Aufsteiger Bielefeld ein Punktgewinn  ■ Von Jan Distelmeyer

Sport-Moderatoren wie Wontorra, Beckmann oder Kerner lieben diesen Namen. Ihn in Zampano-Manier in die Länge zu ziehen, scheint für sie die Krönung ihrer selbstverliebten Tätigkeit als En-tertainer in Sachen Bundesliga-Einerlei: „Rrrodolfo-Esssteban Carrrdoso“. Seit Mitte der Woche steht der argentinische Nationalspieler nun beim HSV unter Vertrag, und die Erwartungen an ihn sind hoch. Eleganz und Spielwitz, Ballgefühl und Kabinettstückchen soll er liefern – all das, was in Hamburg nicht eben Standard ist.

Cardosos Debüt am Sonnabend aber hatte noch einen anderen Reiz, denn mit dem Gegner Arminia Bielefeld kam eine Mannschaft ins Volksparkstadion, die gern als HSV-Filiale tituliert wird. Bei Arminia kicken fünf ehemalige HSV-Spieler, von denen drei als ehemalige Arminen nach Bielefeld zurücckehrten: Uli Stein, Jörg Bode und Thomas Stratos. Daß Arminia Bielefeld zudem als Zweitligist im vorigen Jahr den HSV aus dem Pokal geworfen hatte, gehört ebenso zu dem besonderen Verhältnis zwischen den beiden Vereinen.

So reizvoll die Umstände dieses Spiels, so eindeutig die sportliche Ausgangssituation: Aufsteiger Bielefeld kämpft schon jetzt erbittert gegen den Abstieg, wogegen der HSV nach durchwachsenem Start auf dem Weg nach oben scheint. Dementsprechend deutlich erfolgte der Appell von Trainer Magath: „Ich erwarte auf jeden Fall drei Punkte.“

Und so sah es zunächst auch aus. 1:0 stand es nach nur sechs Minuten, und kein anderer als Cardoso hatte mit einer genauen Flanke Breitenreiters Tor vorbereitet. Das 2:0 fiel noch vor der Pause – Bäron traf im Nachschuß gegen Stein. Die Erwartungen erfüllten sich, der HSV war klar spielbestimmend, ohne viel zeigen zu müssen. Selten konnte Bielefeld sich in die Offensive retten, kam aber dennoch zu Chancen und hatte in der 41. Minute Pech: Nach einem klaren Foul an Reina (der war für Stefan Kuntz nach einer halben Stunde gekommen) versagte Schiedsrichter Fleske den fälligen Elfmeter.

In der zweiten Halbzeit jedoch sah sich der HSV einer entschlossen kämpfenden Arminia gegenüber, leistete sich ein ums andere Mal Unsicherheiten, kam kaum mehr nach vorne und wurde mit zwei Bielefelder Toren bestraft: Ein Kopfball von Silvio Meißner und ein Foulelfmeter von Breitkreuz sorgten für den letztlich gerechten 2:2 Endstand.

Bielefeld entführt einen wichtigen Punkt gegen den Abstieg, über dem Volksparkstadion gab es eine partielle Sonnenfinsternis zu bestaunen, und Cardoso gelang ein vielversprechender Einstand.

HSV: Hiemann – Schopp, Henchoz, Hartmann, Schnoor – Spörl (46. Fischer), Kmetsch (46. Friis-Hansen), Schupp (75. Salihamidzic), Cardoso – Bäron, Breitenreiter

Bielefeld: Stein – Stratos – Meißner, Hobday, Gerber, Maas (54. Bode), Reeb, Molata, Breitkreutz – Fuchs, Kuntz (33. Reina)

Zuschauer: 31.180

Tore: 1:0 Breitenreiter (6.), 2:0 Bäron (37.), 2:1 Meißner (57.), 2:2 Breitkreuz (62./Foulelfmeter)

Gelbe Karten: Kmetsch, Fischer / Stratos. Gelb-Rot: Gerber (74.)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen