: Nichts für die Fußball-Ästheten
■ Äußerst mühselig setzten sich im DFB-Pokal am Ende die Favoriten durch
Düsseldorf (dpa) – In den ersten vier Spielen des Achtelfinales im DFB-Pokal behielten die arrivierten Klubs die Oberhand und setzten sich mit viel Mühe gegen die aufbegehrenden „Namenlosen“ durch. Ohne spielerischen Glanz zogen die Bundesligisten VfL Bochum, St. Pauli und SC Freiburg mit Siegen über unterklassige Teams in die Runde der letzten Acht ein. Nicht minder unattraktiv blieb das Bundesligaduell zwischen TSV 1860 München und dem Hamburger SV. Dank eines glücklichen 2:1-Erfolgs schossen sich die in der Meisterschaft zuletzt fünfmal sieglosen Hanseaten den Frust von der Seele: „Dieser Sieg ist wichtig für das Selbstvertrauen der Spieler, die die Situation in der Bundesliga arg belastet“, sagte HSV-Trainer Felix Magath.
Ähnlich wie nach dem 3:0-Hinspielerfolg im UEFA-Cup gegen Spartak Moskau leckten die Hamburger nach dem Erfolg im Olympiastadion ihre Wunden. „Bei uns ist die Motivation in Pokalspielen offenbar größer als in der Meisterschaft“, bekannte HSV-Mittelfeldspieler Markus Schupp und suchte nach Gründen für die Berg- und Talfahrt der letzten Wochen. Den schwachen Auftritt der kraftlosen „Löwen“, die sich als neunter Erstligist aus dem Wettbewerb verabschiedeten, versuchte Münchens Verteidiger Thomas Miller mit dem Platzverweis von Bernhard Trares (40.) zu erklären: „In Bochum mit zehn, heute mit zehn Leuten, das geht an die Substanz. Den Pokal müssen wir abhaken und uns nun regenerieren für das Bundesligaspiel gegen Duisburg.“
Nur knapp der Blamage entging der FC St. Pauli. Gegen die Remis- Könige aus Unterhaching, die in der 2. Liga mit neun Unentschieden in elf Begegnungen für Gesprächsstoff sorgen, rettete sich der Erstligist dank des Siegtreffers von Nikolai Pisarew (73.) über die Runden. „Es war kein Spiel für Fußball-Ästheten“, meinte St.- Pauli-Coach Uli Maslo, „wir hatten spielerisch nicht die Mittel, deshalb mußten wir den Kampf aufnehmen.“ Derweil trauerte Gäste- Trainer Günter-Lorenz Köstner den vielen ausgelassenen Chancen nach: „Wir hätten die Partie Mitte der zweiten Halbzeit klar für uns entscheiden müssen.“
Nach dem 1:0-Erfolg bei den Amateuren des Karlsruher SC wollte sich Dariusz Wosz, Spielmacher des VfL Bochum, nicht lange mit Vergangenheitsbewältigungen aufhalten: „Egal, gegen wen wir in der nächsten Runde spielen, es sollte ein Heimspiel sein. Denn zu Hause können wir jeden schlagen.“ Das nicht gerade berauschende Spiel vor nur 5.000 Zuschauern im Wildparkstadion wollte auch Bochums Trainer Klaus Toppmöller „schnell abhaken“. Die Amateure, Zehnter in der Regionalliga Süd, hätten es seinen Profis sehr schwer gemacht. „Wir wollten hier zu null spielen. Gott sei Dank hat es gereicht“, berichtet der Bochumer Trainer, der bis zur 67. Minute warten mußte, ehe Peter Közle endlich eine der vielen VfL-Chancen zum Torerfolg nutzte. „Ich hätte vorher schon zweimal treffen müssen, aber der KSC-Torhüter hat klasse gehalten. Hauptsache gewonnen“, sagte der Torschütze. „Wenn der so weitermacht, wird er ein Großer“, urteilte auch Wosz über Keeper Simon Jentschz, der reihenweise beste Torchancen der Gäste zunichte machte und bald zum ernsthaften Konkurrenten von KSC-Profi-Torhüter Reitmaier werden könnte. Vorerst drückt der Amateur noch in der Bundesliga die Bank. „Simons Zeit kommt noch“, sagte Cheftrainer Winfried Schäfer.
Pragmatisch sah Freiburg-Trainer Volker Finke den mühevollen 2:1-Heimerfolg über den SV Meppen. Allerdings wurde seine Freude über den Einzug ins Viertelfinale durch den Meppener Coach Paul Linz getrübt, der weniger die Leistung des Bundesligisten als vielmehr die zweifelhafte Elfmeterentscheidung von Schiedsrichter Lutz Wagner für den Freiburger Sieg verantwortlich machte: „Dieser Pfiff hat uns aus dem Konzept gebracht. Bis zum Ausgleichstreffer von Decheiver in der 71. Minute waren wir die bessere Mannschaft.“
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