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Furchterregender Fundamentalismus

■ betr.: „Christliche Liebe, unchrist liche Folgen“, taz vom 23. 10. 96

[...] Die Grundrechte, insbesondere das der Meinungsfreiheit, scheint für die katholische Kirche bis heute noch nicht zu gelten. Oder lebt die Leitung dieses Gymnasiums noch immer im tiefsten Mittelalter, das für die Menschen in Europa nicht weniger furchterregend war wie Hitler, Stalin, Chomeni und andere Fundamentalisten in diesem Jahrhundert?

Der Mut von Carsten Freytag, ein Buch über Sexualität zu schreiben, nenne ich vorbildlich, gerade weil ich weiß, was es auch heute noch heißt, in einer katholisch geprägten Stadt zu leben. Dagegen zeigt die Sprecherin des Kulturministers mit ihrer Äußerung ihre Unfähigkeit für dieses Amt. Die Begrenzung der Kunstfreiheit für Lehrer aufgrund ihrer Vorbildfunktion produziert entweder bewußtlose Konsumidioten, Wracks, spätere Arbeit für Polizei und Justiz oder unfähige Kulturminister auf dem Buckel der SteuerzahlerInnen. So sind auch die Austritte aus der katholischen Kirche und der Wählerrückgang verständlich.

Ich wünsche Carsten Freytag, daß sein Buch viele LeserInnen, nicht zuletzt unter seinen SchülerInnen findet. Das Beste, was Katholiken, Kommunisten, Bürokraten und andere Fundamentalisten hervorgebracht haben, sind ihre KetzerInnen. Friedhelm Sroke, Berlin

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