■ Ein Buch, das die Welt verändern wird: Ohne Scheuklappen und mit Reißleine
Literaturpreisfrage: Wer ist der meistveröffentlichte deutschsprachige Autor unseres Jahrhunderts? Hitler? Falsch. Grass? Ach was. Dann eher Simmel, Konsalik oder Böll mit ihren Schinken, glauben Sie? Wieder daneben. Die bisher mit Abstand höchste Auflage deutschsprachiger Druckwerke erzielte kein Bedeutenderer als: Reinhard Bonnke! Und das meistaufgelegte Buch Deutschlands heißt: „Vom Minus zum Plus“, Autor: Reinhard Bonnke!
„Auflage 65 Millionen“ steht auf dem Einband. Worin liegt das Geheimnis dieses unglaublichen Erfolgs? Ganz einfach: Bonnke schreibt nicht um den lauwarmen Brei herum – er bietet „Die erstaunlich einfache Lösung für die Probleme der Menschheit“.
Worin diese Lösung liegt, soll hier nicht verraten werden, um den 65.000.000 Lesern nicht die Spannung zu nehmen. Doch schon auf dem Weg zu dieser Lösung stellt Bonnke Fragen von meisterpropperhafter Klarheit, wie: „Was sieht man ohne Scheuklappen?“ Die Antwort ist genial – und sie hat historischen Tiefgang: „Die Kreuzigung Jesu zeigte schon vor Jahrtausenden, daß irgend etwas mit den Menschen schrecklich fehlgeschlagen sein mußte.“ In diesem Moment fällt es dem Rezensenten wie Scheuklappen von den Augen: Der Mann hat recht. Irgend etwas ist fehlgeschlagen!
Aufgeschlagen auf den harten Erdboden ist dagegen ein dummer Fallschirmspringer in einem luziden, ja sidolinen Gleichnis, das Bonnke uns in unnachahmlicher Manier nahebringt: „Zwei Fallschirmspringer springen aus 3.000 m Höhe aus dem Flugzeug. Beide haben einen Fallschirm. Einer der beiden verschränkt die Arme, kümmert sich nicht um die Reißleine und sagt sich: ,Ich bin ganz sicher, ich habe ja meinen Fallschirm.‘ Er sagt das immer noch, bis er mit 150 km/h auf den Erdboden aufschlägt. Sein Kollege weiß: Sicherheit gibt es nur, wenn er etwas tut. Er zieht die Reißleine und landet sicher.“
Ratlosigkeit bei 65 Millionen Lesern, doch Reinhard Bonnke wäre nicht Reinhard Bonnke, hülfe er nicht auch hier aus der von ihm selbst klug evozierten Verunsicherung: „Wir müssen die Reißleine ziehen, solange noch Zeit dazu ist.“ Aufatmen allerseits. Wer schon mal mit einem Fallschirm aus 3.000 Metern Höhe abgesprungen ist, der weiß, daß ein solcher Tip lebenswichtig sein kann.
Doch Reinhard Bonnke will nicht nur belehren, er will bekehren. Und dazu scheut er keine Wahrheit, auch nicht „die schreckliche Wahrheit über uns selbst“. Auch hier findet Reinhard Bonnke ein klares Wort für die schreckliche Wahrheit: SÜNDE. Wie ein „Krebsgeschwür“ belästigt uns diese „Macht tief in uns“ und führt unweigerlich zu „Kindesmißhandlung, Rassen- und Nationalitätenhaß, Korruption und nicht zuletzt von einem oder beiden Partnern zerstörten Ehen“. Eine Hollywooddiva, die mit der Zunge des Leibhaftigen sprach, als sie die „Scheidungsanwälte“ als die besten Freunde eines Mädchens bezeichnete, ist Bonnkes inzwischen verstummte Zeugin. Diese Frau, die sich über das blutige Gemetzel unter den Ehen menschen-, ja eheverachtend in diesem zynischen Aperçu lustig gemacht hatte, war von einer Krankheit befallen, unter der wir heute alle leiden, der „Gottesallergie“. Die Therapie dagegen hat Reinhard Bonnke parat, und so werden bald 65 Millionen von dieser Allergie geheilt sein, davon ist Reinhard Bonnke überzeugt.
Ohne Scheuklappen sieht Reinhard Bonnke auch die Kreuzigung Jesu, und er räumt auf mit falschen Wahrheiten: „Jesus wurde mit echten, brutal spitzen Nägeln an ein echtes Stück Holz geschlagen. Es floß tatsächlich Blut. Das Kreuz war eine grauenhafte, langsame und blutige Folter. Die schlimmste Phantasie kann sich nicht ausmalen, wie brutal und nervenzerfetzend ,irdisch‘ das Ganze war.“ Wer bisher geglaubt hat, die Kreuzigung sei unterirdisch oder gar himmlisch gewesen, dem zerrt Bonnke das Stück Holz – sprich: Brett der Verblendung von der Stirn. Und die postmoderne Version, Jesus habe mit Hilfe von Klettverschlüssen am Lattengerüst geklebt, wird sich nach diesen kraftvollen Worten Bonnkes niemand mehr vorzutragen wagen.
Noch 85 Worte zum Verlag: Auf den ersten Blick scheint der Preis, 0,00 DM, eine Fehlkalkulation zu sein. Nur der liebe Gott weiß, wie sich das rechnen soll, werden viele sagen. Doch es gibt noch einen, der das weiß, sein Sohn Jesus. Und das weiß Reinhard Bonnke: „Er heilte Kranke. Er brachte Menschenhasser dazu, andere zu lieben. Er demonstrierte seinen Mitbürgern, wie sehr Gott sie liebte. Kurzum: Er verwandelte das Minus ihres Lebens in ein wunderbares Plus.“ So wird er auch, da ist Reinhard Bonnke voller Zuversicht, das Minus seines Bankkontos in ein wunderbares Plus verwandeln. Joachim Frisch
Reinhard Bonnke: „Vom Minus zum Plus. Die erstaunlich einfache Lösung für die Probleme der Menschheit“. Auflage: 65 Millionen. ISBN 3-9803469-3-5. Preis:
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