: „So viele junge Veteranen“
■ Hamburger Widerstand gegen dritten Castor-Transport im nächsten Frühling nach Gorleben läuft schon jetzt an
Niedersachsens Innenminister Gerhard Glogowski kann gleich noch eine zusätzliche Polizei-Hundertschaft anfordern: Denn anders als bei den beiden vorangegangenen Castor-Transporten ins Gorlebener Atommüll-Zwischenlager wird für den geplanten dritten im nächsten Frühjahr auch in Hamburg großflächig für die kollektive Castor-Blockade im Wendland mobilisiert.
Die erste Veranstaltung des Anti-Atom-Bündnisses „1000 Hamburger mehr ins Wendland“ am Dienstag abend platzte bereits aus allen Nähten: Mehr als 500 Castor-GegnerInnen füllten den großen Saal des Curio-Hauses an der Rothenbaumchaussee. Die Initiative zu der Veranstaltung war von einer Handvoll altgedienter Brokdorf-KämpferInnen ausgegangen, die mangels „organisatorischer Zusammenhänge“ die vorausgegangenen Castor-Transporte nur auf der Mattscheibe verfolgt hatten.
Doch das Curio-Haus-Meeting verkam nicht zum Ehemaligentreff. Einer der Organisatoren machte „überraschend viele junge Veteranen“ unter den BesucherInnen aus. Rund die Hälfte der Versammelten hatte die 25 noch nicht überschritten. Per Telefonliste und mit weiteren Vorbereitungstreffs will nun der bunte Haufen einen großen hanseatischen Konvoi ins Wendland organisieren.
Das Programm steht schon fest: Am Freitag vor dem Brennelemente-Transport soll es zu einer abendlichen Auftaktveranstaltung auf dem Lüneburger Marktplatz kommen, am Tag darauf treffen sich die Atom-GegnerInnen ab 18 Uhr in Dannenberg. Nach Vorstellungen der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg sollen die Hamburger Anti-Atom-AktivistInnen eine „Streckenpartnerschaft“ für einen Teil der sogenannten Castor-Nordroute zwischen Dannenberg und Gorleben übernehmen. Im Klartext: Sie sollen den Streckenabschnitt zwischen Quickborn und Langendorf auf vielfältige Art und Weise blockieren.
Einen Vorgeschmack auf die Hamburger Castor-Aktionen gab es schon gestern: Rund 200, meist jugendliche Atommüll-GegnerInnen demonstrierten zwischen Schlump und Roter Flora gegen den geplanten Transport. Weitere Organisations-Details für die Wendland-Blockaden sollen auf dem nächsten Vorbereitungstreffen, das am 3. Dezember um 19 Uhr in der Altonaer „Werkstatt 3“ stattfindet, geklärt werden. Davor darf aber erstmal gefeiert werden. Am 23. November findet im Wohnprojekt Klausstraße eine Solidaritätsfete für die „Bäuerliche Notgemeinschaft“ im Wendland statt. Etwa 130 Traktoren der Landwirte waren bei den Protesten gegen den zweiten Castor-Transport im Mai von der Polizei demoliert worden.
Marco Carini
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