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Spektakuläre Enthüllung über TWA-Absturz

■ Pierre Salinger, der frühere Pressechef von John F. Kennedy, will Unterlagen besitzen, die beweisen, daß der Jumbo-Jet vor New York von einer US-Rakete abgeschossen worden ist. Das FBI dementiert

Cannes/New York (AFP/taz) – Die am 17. Juli vor New York abgestürzte TWA-Maschine ist nach Informationen des früheren Pressechefs von US-Präsident John F. Kennedy versehentlich durch eine Rakete der US-Marine abgeschossen worden. Pierre Salinger sagte am Donnerstag abend auf einem Forum von Luftfahrtexperten im französischen Cannes, er habe „sehr wichtige Unterlagen in diesem Sinne von jemandem bekommen, der zur US-Regierung gute Kontakte unterhält“. Nach unbestätigten Berichten soll es sich um einen Mitarbeiter des US-Geheimdienstes handeln.

Gestern haben Fischereiboote mit Spezialnetzen nochmals rund 100 Kilo an Wrackteilen des abgestürzten Jumbos auffischen können. Nach FBI-Angaben wurde nichts entdeckt, was auf eine Bombenexplosion hindeutet. Das FBI, das mit der Untersuchung des Absturzes befaßt ist, hat nach Angaben seines Sprechers Joe Valiquette bislang keinerlei Beweise für einen Abschuß der Maschine durch eine Rakete gefunden. Unterlagen, die darauf hinweisen, seien dem FBI nicht bekannt. Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums wollte zunächst nicht Stellung nehmen. Beim Absturz der Boeing 747 vor Long Island waren am 17. Juli alle 230 Insassen ums Leben gekommen.

„Es handelt sich um einen tragischen Unfall“, sagte Salinger gestern. Die US-Marine mache häufig derartige Raketentests. An dem Unglückstag hätten die Militärs angenommen, die TWA-Maschine werde höher fliegen. Dies sei jedoch nicht möglich gewesen, da sich ein anderes Flugzeug im Landeanflug auf die Ortschaft Providence im US-Bundesstaat Rhode Island befunden habe. Salinger fügte hinzu, er habe dies enthüllt, um die Wahrheit über das Unglück ans Tageslicht zu bringen. „Ich habe erfahren, daß die Unterlagen in die Hände der Presse geraten sind, so daß es ohnehin herausgekommen wäre“, sagte er.

„Das FBI hält daran fest, was es immer sagte: Wir haben nicht einen Beweis gefunden, daß eine Rakete der US-Regierung verantwortlich war“, sagte Valiquette in New York. Das nächstgelegene Schiff der US-Marine habe rund 300 Kilometer südlich der Absturzstelle gelegen. „Wir haben jeden Aspekt im Hinblick auf dieses Schiff untersucht, und da ist nichts.“ Die Untersuchungen des FBI und der US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB ergaben, daß der zentrale Treibstofftank der Boeing 747 explodierte. Offiziell wurde bislang keine der drei Möglichkeiten für diese Explosion – ein technischer Schaden, ein Bombenattentat oder eine fehlgelenkte Rakete – ausgeschlossen. NTSB-Direktor Robert Francis hatte Angehörigen der Opfer aber kürzlich versichert, das Flugzeug sei nicht von einer Rakete getroffen worden. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums erklärte, sein Ministerium sei noch nicht über die Vorwürfe Salingers informiert. Das Pentagon hatte mehrfach Berichte dementiert, das Flugzeug sei von einer Rakete abgeschossen worden.

Nach einem Bericht der Zeitung Washington Post von Mitte Oktober ergaben die Untersuchungen der Wrackteile, daß die Explosion im Innern des Treibstoffbehälters passierte. Sie sei nicht so stark gewesen, als daß sie von einer Bombe hätte herrühren können, hieß es darin. Ein Rechtsanwalt, der 25 Familien von Opfern des Absturzes vertritt, kündigte an, er wolle TWA und Boeing auf Schadensersatz verklagen.

Sie auch Porträt Seite 11

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