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Im Ton vergriffen

■ Stadtentwicklungsbehörde wehrt sich: „Wir treiben Floristin nicht in den Ruin.“

„Ganz so blöd sind wir nicht.“ Bernd Meyer, Sprecher der Stadtentwicklungsbehörde, verteidigt die Armutsbekämpfer von St. Pauli: Niemand – weder das Bezirksamt Mitte noch der Projektentwickler „Beschäftigung und Bildung e.V.“ – vergebe staatliche Fördermittel an Gewerbetreibende, um diese „wissentlich in den wirtschaftlichen Ruin“ zu treiben. Anderslautende Behauptungen von Friedenskirchen-Pastor Christian Arndt gegenüber der taz entbehrten, so Meyer, „jeder Grundlage“.

Wie berichtet, hatte Bezirkschef Rolf Miller (SPD) der Blumenladen-Inhaberin Ilonka B. aus St. Pauli Fördermittel aus dem Armuts- bekämpfungsprogramm in Höhe von 73.000 Mark für Aus- und Umbau ihres Geschäfts bewilligt – und die Floristin aufgefordert, sich im Gegenzug vertraglich dazu zu verpflichten, bis zum Jahr 2001 sechs Lehrlinge auszubilden und zwei weitere Angestellte zu beschäftigen. Damit, widerspricht Meyer, sei die Pleite des Blumenladens keineswegs programmiert: „Es hätte der taz und auch Pastor Arndt klar sein müssen, daß Ilonka B. neben den 73.000 Mark selbstverständlich noch zusätzliche Fördermittel erhält.“ So trage die Jugendbehörde zumindest für die kommenden 19 Monate 50 Prozent der Bruttolohnkosten für eine Stelle; die Ausbildungsplätze würden mit monatlich 250 Mark gefördert, eine Verlängerung sei verhandelbar.

Daß davon im Bescheid aber keine Rede ist, die Floristin also im Zweifel rechtlich ungeschützt ist, interessiert Meyer nicht: „Das würden wir nie zulassen.“ Nur „im Ton“ – der Bezirk verlangt jederzeit Zugang zu dem Geschäft zwecks Kontrolle – räumt er ein, habe man sich „vielleicht etwas vergriffen“. hh

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