Platte des Monats

Eugen Wagner – Gesamtkunstwerk und Vegetarismus (Walküre/TNT)

Wie jeder weiß, hat Hamburgs Bausenator Eugen Wagner in jüngeren Jahren mit seiner Rock'n'Roll-Hobbyband The Parzifals heimlich Musik gemacht. Trotz Muttis Verbot hatte es der jugendliche Trotzkopf sogar bis zu einem Auftritt im legendären Starclub als Vorband der Rattles gebracht. Von diesem Auftritt existiert ein Tondokument, das – Wagners Duz-Freundin und Senatskollegin Christina Weiss sei Dank – jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt werden kann. Mit Mitteln der Rockmusikförderung hat sie das rauschende (in akustischer wie metaphorischer Bedeutung) Rock'n'Roll-Fest des späteren Kultur- und Kampnagel-Feindes Wagner auf CD pressen lassen. Und: man höre und staune, das Werk ist tatsächlich originell und von einem gewissen Kunstanspruch durchsetzt. Insbesondere das Spiel mit seinem berühmten Namensvetter Richard, wie es in dem Titelsong „Gesamtkunst-werk und Vegetarismus“ oder in „Ich bin der Fliegende Holländer“ zum Ausdruck kommt, greift in erstaunlichem Maße auf die 15 Jahre spätere Neue Deutsche Welle vor. Auch gesanglich sind Wagners Kapriolen nicht nur peinlich. Zwar klingt der Eugen gelegentlich wie ein Eddie Cochran, der gerne Marilyn Monroe wäre, aber je wilder das Wimmerholz jault, desto kantiger wird das stimmliche Brett von Baggermatsch-Ted. Eine Scheibe, die sicherlich nicht nur als behördeninternes Ostergeschenk ein Renner wird.

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