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Stahltribüne statt Balkone

■ Tennis-WM als Chance für Expo 2000 - Veranstaltung mit hochkarätigen Sponsoren

Die geschwungenen Balkone in der Frankfurter Festhalle sind passe'. Ab Dienstag sitzen die Zuschauer bei der ATP-Tennis-Weltmeisterschaft in Hannover auf Tribünen aus Stahl.

Der Umzug von der „perfekten Halle“ (Boris Becker) in eine riesige Messehalle hat das Flair der Veranstaltung verändert. Statt vorweihnachtlicher Feststimmung wird es lauter, größer und bunter zugehen, wenn die acht weltbesten Tennis-Profis um den Titel und die 3,3 Millionen Dollar Preisgelder spielen.

„Es wird alles ein bißchen flippiger werden. Wir wollen die Jugend ansprechen und haben unter anderem den Trainingsplatz der Profis in einen großen Fun- und Freizeitpark gelegt“, berichtet Turnierdirektor Udo Riglewski. Ob diese Maßnahme bei den Spielern ankommt, muß abgewartet werden. „Sie sind Superstars, aber auch Menschen des öffentlichen Lebens. Wenn da ein paar hundert Leute zugucken, müssen sie das verkraften“, sagte Cheforganisator Ion Tiriac.

Der rumänische Multimanager hatte mit seiner Vermarktungsagentur SPI den nicht unumstrittenen Umzug von Hessen nach Niedersachsen eingefädelt. In der Messestadt, der oftmals „Provinzialität“ nachgesagt wird, tritt die Expo 2000 GmbH als Veranstalter der Tennis-WM auf. Die Gesellschaft erhofft sich dadurch einen globalen Werbeeffekt für die Weltausstellung Expo, die vom 1. Juni bis 31. Oktober 2000 unter dem Motto „Mensch – Natur – Technik“ in Hannover stattfindet.

Die Expo-Macher, unterstützt von potenten Sponsoren wie Mercedes, Bahlsen oder TUI und mit Rückendeckung der Landespolitik – Ministerpräsident Gerhard Schröder ist selbst ein engagierter Tennisspieler – konnten mit einem Angebot von rund 16 Millionen Mark die Frankfurter aus dem Feld schlagen. Dafür bietet die Europahalle auf dem Messegelände 15 600 Zuschauern Platz.

Das sind rund 7 000 mehr als in der Mainmetropole und damit kann die Spielervereinigung ATP auch höhere Gewinne erwarten.

ATP-Chef Mark Miles äußerte sich angesichts des fast ausverkauften größten Sportereignisses in der Geschichte Hannovers deshalb auch sehr zufrieden.

„Das Potential ist hier unglaublich. Wir haben den richtigen Schritt getan.“ Schließlich ist der neue WM-Ort auch keine Filzball-Diaspora. Viele Jahre hatte der Deutsche Tennis-Bund (DTB) seinen Sitz in Hannover, und bereits im Jahr 1649 ließ der hannoversche Herzog Georg Wilhelm ein Ballhaus für Tennis errichten. Heute ist das Gebäude in der Innenstadt der Ballhof und ein Theater.

Peter Hübner, dpa

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