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Akteure im edlen Wettstreit

■ Die zweite Deutsche Meisterschaft im Theatersport findet am Wochenende auf Kampnagel statt: 15 Teams sind gemeldet

Spontan klingt es ja irgendwie unverschämt: Vor zahlendem Publikum stehen SchauspielerInnen auf der Bühne, die keine Ahnung haben, was für ein Stück sie gleich zur Aufführung bringen werden. Für die AkteurInnen ist die Zumutung auch nicht viel kleiner: Auf Zuruf aus dem Publikum sollen sie Szenen, Personen und Gefühlslagen zu einem Stück kombinieren und direkt in Aktion umsetzen. Die Rede ist von „Theatersport“, bekannter unter dem Namen Improvisationstheater.

Von Freitag bis Sonntag finden auf Kampnagel die Zweiten Deutschen Meisterschaften in dieser Disziplin statt. 15 Mannschaften wetteifern um den Titel, kritisch beäugt von Jury und ZuschauerInnen, die ihre Meinung handfest einbringen dürfen: Wenn die Sponti-Aufführung gefällt, lassen sie Rosen auf die Bühne regnen, bei Mißfallen, pfeifen den DarstellerInnen nasse Schwämme um die Ohren.

Originell wie die Improvisationen sind auch die Namen der Teams: das Theater mit beschränkter Haftung (TmbH) muß sich Thoelkes Rache erwehren, versucht Sechs auf Kraut von der Platte zu putzen und kann froh sein, wenn es nicht von den Beutelboxern eingesackt wird. Hat die Hamburger Steife Brise eine Chance, die Dortmunder Titelverteidiger N'Liter Emscherblut wegzupusten? Man darf verspannt sein.

Diese verschärfte Form des Theaters, bei dem die SchauspielerInnen gleichzeitig AutorIn, RegisseurIn, DramaturgIn und Ausführende sind, kann auf eine lange Tradition zurückblicken, die bis ins 16. Jahrhundert reicht. In Kanada und den USA schon in den 50er Jahren wiederentdeckt, ist die Lust am Improvisieren erst vor fünf Jahren nach Deutschland gekommen. Das interaktive Spiel über die Rampe hat schnell ein begeistertes Publikum gefunden. Zu den Events, die die Steife Brise jeden Monat in der Fabrik veranstaltet, kommen regelmäßig zwischen 100 und 200 BesucherInnen. Kein Wunder, haben letztere doch in diesem Theater ein gewichtiges Wörtchen mitzureden, wenn es um die Figuren, Gefühle und andere Elemente der kurzen Szenen geht.

Wenn beim Wettkampf eine Gruppe die andere beispielsweise zum Ratespiel oder zu einer ABC-Geschichte herausfordert, können die Akteure auf einen Fundus von rund 300 verschiedenen Spielen zurückgreifen. So müssen beim Spiel Boris zwei Kommissare einem arglosen Dritten ein Geständnis entlocken. Ob der den Elbtunnel mit Schaum blockiert, Pinocchio die Nase abgesägt oder einfach eine Wurst geklaut hat, bestimmt das Publikum. Nach maximal fünf Minuten ist Schluß, ZuschauerInnen, die den Unterhaltungswert beurteilen, sowie Technik- und Inhalts-Richter schreiten zur Wertung. Na denn – Mast und Schotbruch!

Iris Schneider

Wer mitmischen will: Karten gibt es an der Kampnagelkasse, Doppelmatch für 17, Viererblock für 22 Mark. Achtelfinale: Fr 19–24 Uhr + Sa 15–18.30 Uhr; Viertelfinale Sa 19–24 Uhr; Halbfinale und Finale: So 17.30–22 Uhr.

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