: Erneut deutsche Minen in Afrika entdeckt
■ Die Anti-Personen-Minen werden zu einem Problem für den Außenminister
Für die Minenräumer in afrikanischen Staaten scheint es schon Routine zu sein. Wieder einmal sind deutsche Landminen bei Räumaktionen in einem afrikanischen Staat aufgetaucht. Fundort ist diesmal, so ist einer öffentlich zugänglichen Datenbank der UNO zu entnehmen, Mosambik. Aufgespürt wurden: Anti-Personen-Minen made in Germany vom Typ DM-11 und DM-31. Millionenfach produziert in den 60er Jahren von der Nürnberger Rüstungsschmiede Diehl und den Industriewerken Karlsruhe (IWKA).
Minen, die wie die Diehl-Tretmine DM-11 auf „kinderleichten Auslösedruck“ eingestellt sind. Schon bei einem Druck von fünf Kilogramm wird der Auslöser aktiviert. Die aufwärtsgerichtete Detonation zerfetzt die unteren Körperteile. Darauf ausgelegt, das Opfer nicht direkt zu töten, sondern zu verstümmeln. Die IWKA-Mine DM-31 dagegen wird zuerst in die Höhe geschleudert, bevor sie in Bauchhöhe Hunderte von scharfen Stahlsplittern durch die Gegend schleudert. Sie wirkt im Umkreis von 15 bis 25 Metern tödlich.
Einträchtig beteuern Produzenten und amtliche Stellen ihre Unschuld. „Es habe für DM-11 und DM-31 Minen keine Exportgenehmigungen gegeben“, versicherte die Bundesregierung auf Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen. Die Waffenschmiede Diehl ließ verlauten: „DM-11 Minen wurden nur bis 1965 produziert und ausschließlich an die Bundeswehr geliefert.“
Stimmt dies, so müßte es sich entweder um geheimgehaltene staatliche Lieferungen oder nicht genehmigte Exporte der jeweiligen Rüstungsfirmen gehandelt haben. Denn warum noch 1968, wie jedenfalls der damalige Firmeninhaber Diehl seinerzeit erklärte, „amagnetische Schützenminen“ – und nichts anderes sind DM-11- Minen – noch zu den „wichtigsten Rüstungsprodukten der Firma“ gehörten, bleibt bis heute eine offene Frage. Also doch Produktion für den Export?
Mosambik ist leider kein Einzelfall. Auch in Angola, Sambia, Eritrea, Äthiopien, Somalia und Mauretanien wurden die Minen, made in Germany, gefunden. Und wie im Falle Mosambik waren auch hier die Minen von Diehl und IWKA fast immer mit dabei. Offensichtlich zwischen den 60er und 80er Jahren geliefert, scheinen sie sich im nachhinein als Exportschlager zu erweisen. Laut Bundeswirtschaftsministerium soll zwischen 1985 und 1995 der Export von lediglich 45.000 Panzerminen im Wert von gut 47 Millionen Mark genehmigt worden sein. Das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit (Bits) hingegen fand heraus, daß zumindest mehrere hunderttausend Panzerminen exportiert wurden. Der Großteil der bis heute nachweisbaren Lieferungen ging in andere Nato-Staaten und in als unproblematisch erachtete neutrale Staaten Europas. Wie viele Anti-Personen-Minen in der Vergangenheit exportiert wurden, ist nicht bekannt. Eine offizielle Angabe läßt bis heute auf sich warten. Doch auch ohne diese wird langsam zur traurigen Gewißheit, daß deutsche Minen aller Art wohl doch häufiger, als es gerade auch Außenminister Klaus Kinkel lieb sein dürfte, in alle Welt geliefert wurden.
Die Minenfunde dürften so ganz und gar nicht in das Licht passen, in welchem sich der deutsche Außenminister gern auf internationalen Bühnen präsentiert. Seine selbsterkorene „Vorreiterrolle“ bei der Ächtung von Anti-Personen-Minen könnte so vollends zur „Rolle rückwärts“ werden. Thomas Küchenmeister
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