Große Schiffe nicht öko

■ NaturschützerInnen lehnen Weserausbau für Großmotorschiffe kategorisch ab / „Verschwendung“

Ein tiefer Graben trennt NaturschützerInnen von den Wirtschaftsinteressen der Binnenschiffer, ihrer Umschlagszentren und den Hoffnungen der Region. Er heißt Weser.

Die Visionen zur Zukunft des Flusses könnten gegensätzlicher nicht sein. Das ergab schon die erste Runde der gestrigen Podiumsdiskussion „Großmotorschiff-fahrt und Ökologie“ im Parkhotel. Sie beendete das zweitägige Wesersymposium, zu dem rund 200 VertreterInnen aus Politik , Wirtschaft und Verbänden gekommen waren. Das Fazit: Ökologie und Großschiffahrt schließen sich aus.

Anlaß der Debatte ist der geplante Ausbau der Mittelweser, dessen Umweltverträglichkeitsprüfung im April abgeschlossen werden soll. 137 Kilometer Flußlauf inklusive Schleusenkanälen sollen danach dem prognostizierten Verkehrswachstum „angepaßt“ werden. Das heißt: Stellenweise Verbreiterung des Flusses – und vor allem Begradigung. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, muß das 110 Meter lange Großmotorschiff mit 2,50 Meter Tiefgang her, forderten auch gestern Vertreter der Frachtverbände.

„Ein Primitivkonzept“ sei die Festlegung auf ständig wachsende Blechkisten, sagten stattdessen der Bremer Vertreter des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND), Martin Rohde, und die Grüne Landtagsabgeordnete Silke Mackenthun aus Nordrhein-Westfalen. Sie fürchten, daß die Erweiterungspläne weitreichende Folgen auf die Weser und ihre Nebenflüsse haben könnte. Der letzte Rest natürlichen Lebens auf den Flußauen könnte bedroht werden. Auch sei eine Wasserstandsabsenkung nicht ausgeschlossen. Vor allem aber sei die 131 Millionen-Mark Investition verschwendet, solange die bisherigen Transportkapazitäten nicht ausgeschöpft würden. „Die liegen bei 20 Prozent“, so Rohde.

Umso mehr müsse für die ohnehin gebeutelte Binnenschifferei getan werden, folgerte deren Vertreter. Und auch der Chef des regionalen Interessenverbands „Weserbund“ warnte, den Traum von der renaturierten Weser – unter Verzicht auf das Großmotorschiff – mit dem wirtschaftlichen Tod der Region zu erkaufen. Sein Argument, daß die ökologische Verbesserung der Weser durch deren Erweiterung erst ermöglicht werde – weil das Bundesverkehrsministerium zwei Drittel der Kosten und damit auch der Naturschutz-Ausgleichsmaßnahmen zahlt – wurde jedoch schnell enttarnt: Das Ministerium darf nicht „überkompensieren“ korrigierte der Chef der Wasser- und Schiffahrtsdirektion falsche Hoffnungen. ede