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Grobecker: Es ging um die Arbeiter

■ Früherer Finanzsenator steht zu Bremer Vulkan-Engagements

„Ich bin 1993 Arbeitssenator geworden und nicht Arbeitslosensenator“, auf diesen Nenner brachte Claus Grobecker, langjähriger Bremer SPD-Politiker und zuletzt Finanzsenator, das Motiv der bremischen Werftenpolitik in den 80er Jahren. Krupp und Thyssen hatten sich aus „ihren“ Werften nach dem Ende des Tanker-Booms zurückgezogen: „Wir haben als Unternehmer gehandelt, weil der Vulkan keinen Unternehmer hatte.“

Nachdem 1983 der damalige Bürgermeister Koschnick bei Kohl erfahren hatte, daß der Bund keine Hilfe geben würde, mußte auch Bremen der von Krupp aufgegebenen AG Weser die Überlebenshilfe verweigern. Der Vulkan sollte aber überleben. Die kleineren Bremerhavener Werftstandorte wurden im Verlaufe der Jahre mit dem Vulkan zusammengebracht, die Zahl der Schiffbauer sank von 21.000 (1975) auf 9.600 im Jahre 1987.

Damals kam der Staatsrat des Wirtschaftsressorts, Friedrich Hennemann, in den Vulkan-Vorstand. Er sollte, sagte Grobecker, „sehen, daß der Laden weitergeht. Deshalb haben wir ihn dahingeschickt. Er hatte da bremische Interessen wahrzunehmen“ – und natürlich die Schiffbau-Kapazitäten weiter zu reduzieren.

Genauso kurzfristig, wie die engere Runde des „Wirtschaftsausschusses“ des Senats manchmal mit ultimativen Finanzforderungen aus den Werften konfrontiert wurde – und immer unter der Drohung, sonst stünden tausende Arbeiter auf der Straße – so kurzfristig und ultimativ gaben sie diesen Druck an die parlamentarischen Gremien weiter, die schließlich das Geld bewilligen mußten. Denn darin waren sich alle Parteien – von der CDU bis zu den Grünen – einig: einen Werftenkrach wie den der AG Weser sollte es nicht mehr geben in Bremen.

Der rhetorische Schlagabtausch zwischen Grobecker und dem Ausschuß-Vorsitzenden Hermann Kuhn war der unterhaltsame Höhepunkt der bisherigen Ausschuß-Arbeit. Nach allen Regeln der Kunst empört war Grobecker, daß sein „privater Brief“ an den Konzernchef Hennemann, in dem er mehrere Aufsichtsposten für sich selbst „vorschlägt“, bevor er ins Rathaus einziehen wollte, öffentlich geworden war (taz vom 5.11.) Das sei „ein Verstoß gegen Persönlichkeits rechte“. Höchst verärgert war Grobecker auch über Rosi Rolands Plauderein (taz v. 23.11.) über die „Eisfahrten“ von Lübeck nach Helsinki. Dies sei eine „rein private Angelegenheit“ befreundeter Männer gewesen. Jeder, der mitfuhr, habe für die Fahrt 850 Mark gezahlt. Grobecker bestätigte aber, daß es für das Gelage im „Alexander Nesky“ in Helsinki „häufiger Spendierer“ gab. Daß der Vulkan die Zeche mal bezahlt habe, könne er „nicht ausschließen“. K.W.

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