: „Er schrieb kein einziges Wort“
■ betr.: „Im Vollrausch redigiert“, taz vom 27. 11. 96
Nun lassen wir schon den taz- Reporter Jörg Ihssen an unserer internen Schädelspalter-Mitarbeiter-Party am 23. 11. teilnehmen, und dann kippt die taz einen derartigen journalistischen Müll über uns aus.
Hätte Jörg Ihssen an dem Abend genauso fleißig mitgeschrieben, wie er Lachsbrötchen und Prosecco konsumierte, würden zumindest die Fakten in oben genanntem Artikel stimmen. Nur: Er schrieb kein einziges Wort.
Die erste Ausgabe des Schädelspalter im November 1976 wurde nicht im Vollrausch redigiert – diesen Zustand scheint eher Euer Autor Jörg Ihssen genossen zu haben – sonst hätte er das Impressum auf Seite 19 gefunden, statt es als fehlend aufzuzählen.
Als geradezu geschäftsschädigend müssen wir die taz-Behauptung werten, wir hätten Gelder im Rotlichtmilieu investiert. Das trifft natürlich nicht zu. Sollte diese Verleumdung nicht unwillkürlich widerrufen werden, behalten wir uns vor, die taz wegen Geschäftsschädigung und Rufmords zu verklagen.
Reinhard und Thomas sind seit 25 Jahren gute Freunde, dennoch habt Ihr die Rollen vertauscht: Reinhard Mahl ist zwar genauso kreativ wie Thomas Steinhausen, jedoch ist er es, der die Anzeigen reinholt, und Thomas macht das Blatt.
Wir wären im Winter 1976 heilfroh gewesen, in einer „kleinen (warmen) Altbauwohnung“ den Schädelspalter geschrieben und produziert zu haben – leider hatten wir ein riesiges (ungeheiztes) Fabrikgebäude (zirka 750 Quadratmeter) und versuchten mit zwei elektrischen Radiatoren zumindest einen warmen Hintern zu kriegen.
Wenn man von schlechtbezahlten, freien Mitarbeitern beim Schädelspalter 1984 schreibt, sollte man sich gerechterweise die Honorare der taz von 1996 anschauen.
Wie Ihr wißt, sind IVW-Zahlen so eine Sache. Da sind in den Verkaufszahlen der Publikumszeitschriften sogenannte „Sonderverkäufe und Bordexemplare“ extra ausgewiesen, wissen wir doch, daß es sich bei diesen sogenannten Sonderverkäufen um starkrabattierte beziehungsweise verschenkte Exemplare handelt. Somit sähen die tatsächlich verkauften Auflagen im II.Quartal etwas anders aus: Schädelspalter mit 18.827 und Prinz Hannover mit 5.279 Exemplaren. Reinhard Mahl,
Thomas Steinhausen,
Herausgeber
Die taz nimmt den Satz, es sei „im Rotlichtmilieu branchenfern investiert“ worden, mit dem Ausdruck tiefsten Bedauerns zurück. Er beruhte auf der mißverständlichen Interpretation einer Anekdote, die Herausgeber Mahl erzählt hat.
Was die offiziell verkaufte Auflage angeht, so zählen dazu nach den Regeln der IVW („(Informationsgesellschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern“) auch stark rabattierte Verkäufe, zum Beispiel an Fluglinien.
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