: Unterm Strich
Die Berliner Kulturpolitik kann sich trotz intensiver Sparbemühungen nichts ersparen. Der umfangreiche Nachlaß des Komponisten Arnold Schönberg kommt nun nicht, wie angekündigt, in das geplante Haus der Akademie der Künste am Pariser Platz. Die Schönberg-Erben entschieden sich für die Vergabe des künstlerischen Erbes nach Wien, wo Schönberg 1874 geboren wurde. Neben Berlin und Wien hatten sich auch New York, die amerikanischen Universitäten Yale und Harvard sowie Den Haag um das Archiv im Wert von 50 bis 70 Millionen Mark bemüht.
Kultursenator Radunski nahm die Schlappe sportlich. Er gratulierte dem Wiener Schönberg-Zentrum zu dem Erfolg. In Berlin hatte man fest mit dem Einzug des Archivs in die Akademie der Künste gerechnet. Erst im September war feierlich verkündet worden, die Schönberg-Erben hätten Berlin den Zuschlag erteilt. Nun sagte Senatssprecher Michael-Andreas Butz zu den Verhandlungen: „Wir sind bis an die Grenze des Machbaren gegangen.“ Der Koalitionspartner tobt. „Bausenator Klemann hat es mit seiner unerträglichen und dauerhaften Behinderung des Neubaus der Akademie nach dem Entwurf von Günter Benisch geschafft, die für Berlin betrübliche Entscheidung mit zu provozieren“, sagte Nikolaus Sander (SPD), Mitglied des Kulturausschusses.
Schönberg hatte bis 1925 in Wien gelebt und gearbeitet, ehe er nach Berlin an die Musikakademie ging. Über Frankreich floh der mit Theodor W. Adorno befreundete Komponist 1933 vor den Nazis in die USA. In Wien wird der Schönberg-Nachlaß bereits ab Ende 1997 zu sehen sein, bestätigte der Wiener Kulturstadtrat Marboe.
Literaten auf der Transferliste, ohne Ablösesumme. Neben Marcel-Reich Ranicki und Ingrid Bachér haben nun auch Lea Rosh, Eva Demski, Libuse Monikova, Karl Corino, Katja Langen-Müller, Adolf Endler, Oskar Pastior und Wolfgang Hegewald den westdeutschen PEN-Club verlassen. Sofern sie ihren Austritt begründet haben, habe es sich um ein Unbehagen in Vereinigungsfragen der beiden deutschen PEN-Zentren gehandelt, verlautbarte PEN-Generalsekretär Johano Strasser. Der neue PEN-Präsident Conrady betonte, daß eine Schnellvereinigung nicht beschlossen sei.
Knapp vier Millionen Mark berappte ein unbekannter Bieter bei Christie's in London für ein Gemälde aus der Papst-Serie von Francis Bacon. Das Bild war bislang geheimnisumwoben. Selbst ausgewiesene Bacon-Kenner kannten das Ölgemälde nur als Schwarzweißfotografie. Ein Sammler holte es nun aus dem Schrank. Der sitzende, rote Kardinal gehört zu einer Serie von Studien, die Bacon in Anlehnung an ein Porträt von Papst Innozenz X. des spanischen Malers Diego de Silva y Velazquez in Öl gebracht hatte.
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